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Wegen des Krieges blieben die Gäste weg: Betreiber von russischer Restaurant-Kette Datscha plant Neuanfang

Die Berliner Restaurantkette Datscha ist bekannt für ihre russische Küche und ihre gemütliche Atmosphäre, die viele Gäste über die Jahre angezogen hat. Gerichte wie Wareniki und Blini wurden mit großer Sorgfalt zubereitet, während das Interieur mit Retro-Tapeten im Sowjetstil eine nostalgische Stimmung vermittelte. Doch seit der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 hat sich die Lage drastisch verändert, und die einst so gefragte Restaurantkette sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert.

Nach dem Beginn des Krieges blieben die Gäste aus, und die Betreiber sahen sich nicht nur mit einem Rückgang der Besucherzahlen, sondern auch mit einer Welle von Drohungen konfrontiert. Ilya Kaplan, der Betreiber der Datscha-Restaurants, war gezwungen, alle Filialen zu schließen und nach neuen Geschäftsmöglichkeiten zu suchen. In der aktuellen Situation plant Kaplan, gemeinsam mit ukrainischen Kollegen einen Neuanfang zu wagen. Dies könnte möglicherweise auch zu einer Überwindung der bestehenden Spannungen führen.

Der Einfluss des Krieges auf die Gastronomie

Die Gastronomie in Berlin, besonders die russischen Restaurants, wurde stark von den politischen Entwicklungen beeinflusst. Die Betreiber berichten von einem dramatischen Rückgang der Umsätze und der Tischreservierungen. Viele Gäste scheinen russische Lokalitäten zu meiden, was zu einem Boykott geführt hat. Kristina Enke, Mitbegründerin eines Datscha-Cafés, betont, dass der Druck, der durch den Krieg und die damit verbundenen politischen Stimmungen entstanden ist, nicht nur wirtschaftliche, sondern auch emotionale Auswirkungen auf die Betreiber hat.

Enke äußert, dass die Herkunft und der Name der Restaurants viele Gäste abschrecken. Ihre letzte Filiale musste sie schließen, und sie spricht von einem tiefen Schmerz über das Ende der Datscha in Friedrichshain, die 2008 eröffnet wurde. Trotz der Hoffnung, dass das verbleibende Restaurant in der Stadt überstehen könnte, blieb der erhoffte Erfolg aus.

Gesellschaftliche Anfeindungen und wirtschaftliche Schwierigkeiten

Die Lage spitzt sich zu, da Betreiber und Mitarbeiter russischer Restaurants nicht nur mit wirtschaftlichen Herausforderungen, sondern auch mit persönlichen Anfeindungen konfrontiert sind. Berichten zufolge erhalten sie Drohungen per E-Mail und Telefon, und die Stimmung im Restaurant selbst wird zunehmend angespannter. Claudius Schmidt, Inhaber der „100 Gramm Bar“, spricht von ausfallenden Gästen und einem deutlichen Umsatzrückgang, was die Situation für alle Beteiligten sehr schwierig macht.

Besonders bemerkenswert ist, dass viele der Mitarbeiter in den russischen Restaurants sowohl russische als auch ukrainische Wurzeln haben. Diese Diversität wird jedoch oft nicht wahrgenommen, und die gesamte Belegschaft wird in eine Art Sippenhaft genommen. Mitarbeiter berichten von ihren eigenen Sorgen und Ängsten, da viele von ihnen Familienangehörige oder Freunde in der Ukraine haben und die Entwicklungen in ihrem Heimatland mit großer Besorgnis verfolgen.

Reaktionen auf den Krieg

Um sich öffentlich von den Entscheidungen der russischen Regierung zu distanzieren, haben einige Betreiber von russischen Restaurants in Berlin, einschließlich Datscha, Stellungnahmen veröffentlicht, in denen sie den Krieg verurteilen und sich für Frieden und Zusammenarbeit aussprechen. Diese Statements sind ein Versuch, die Gäste zu erreichen und zu zeigen, dass sie keine Verbindungen zu den kriegerischen Handlungen haben. Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Berlin, unterstützt diese Aussagen und betont, dass der Krieg von Putin ausgeht und nicht von der russischen Bevölkerung.

Ein Blick in die Zukunft

Inmitten dieser Herausforderungen sucht Ilya Kaplan nach Wegen, sein Geschäft neu zu positionieren. Die Idee, mit ukrainischen Kollegen zusammenzuarbeiten, könnte sich als Schlüssel zu einem Neuanfang erweisen. Indem er die kulinarischen Traditionen beider Länder verbindet, könnte er möglicherweise ein neues Restaurantkonzept schaffen, das sowohl Russen als auch Ukrainern und anderen Interessierten anspricht.

Der Neuanfang steht jedoch unter einem schwierigen Stern. Die gesellschaftlichen Spannungen und der Boykott, der die russische Gastronomie trifft, werden nicht über Nacht verschwinden. Dennoch gibt es Hoffnung, dass durch Dialog, Kooperation und gemeinsames Engagement eine Brücke zwischen den verschiedenen Kulturen geschlagen werden kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation für die Betreiber von russischen Restaurants in Berlin komplex und herausfordernd ist. Die Auswirkungen des Krieges sind tiefgreifend und betreffen nicht nur die wirtschaftliche Existenz, sondern auch das soziale Gefüge. Der Rückgang der Gästezahlen und die Anfeindungen stellen die Betreiber vor große Aufgaben, aber die Suche nach neuen Wegen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit könnten eine positive Wendung bringen.

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 in Kategorie: 
Wirtschaft

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