<

Weil Lehrer sie nicht nutzen: Mehr als 10.000 Tablets verstauben an Berliner Schulen

In einer Zeit, in der digitale Technologien zunehmend in den Bildungsbereich integriert werden, stehen viele Berliner Schulen vor einem unerwarteten Problem: Über 10.000 Tablets, die für Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung gestellt wurden, verstauben ungenutzt in den Klassenzimmern. Diese Situation wirft grundlegende Fragen zur Implementierung von Technologie im Bildungssektor auf und spiegelt die Herausforderungen wider, die mit der Digitalisierung in Schulen verbunden sind.

Hintergrund der Anschaffung

Die Tablets wurden im Zuge der Digitalisierungsbemühungen des Berliner Senats angeschafft, um Lehrkräfte mit modernen Arbeitsgeräten auszustatten. Diese Initiative wurde insbesondere durch die Erfahrungen während der COVID-19-Pandemie verstärkt, als Distanzunterricht zur Norm wurde. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass jede Lehrkraft ein digitales Endgerät erhält, um den Unterricht effektiver gestalten zu können.

Die Realität in den Schulen

Ein Blick in die Realität zeigt jedoch, dass viele Lehrerinnen und Lehrer die ihnen zur Verfügung gestellten Tablets nicht nutzen. Laut Berichten nutzen etwa 11.000 Lehrkräfte ihre Geräte nicht einmal, da sie die Tablets als unpraktisch und von minderer Qualität empfinden. Kritiker argumentieren, dass die 11-Zoll-Modelle aufgrund ihrer geringen Bildschirmgröße und eingeschränkten Funktionalität nicht den Anforderungen des modernen Unterrichts entsprechen.

Äußerungen der Bildungssenatorin

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat jüngst betont, dass es keine Verpflichtung für die Lehrkräfte gibt, die mobilen Geräte zu nutzen. Nach einem Schreiben der Datenschutzbeauftragten, das zu Protesten der Schulleiter führte, stellte sie klar, dass die Nutzung der Dienstgeräte nicht zwingend ist. Stattdessen können Lehrkräfte auch weiterhin auf stationäre Computer in den Lehrzimmern zurückgreifen.

Reaktionen der Schulleiter und Verbände

Die Reaktionen auf diese Entwicklungen waren gemischt. Während einige Schulleiter die Klarstellung der Senatorin begrüßen, weisen sie dennoch darauf hin, dass weiterhin Handlungsbedarf besteht. Der Vorsitzende der Berufsschulleitervereinigung, Ronald Rahmig, hob hervor, dass funktionierende Arbeitsabläufe für den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler entscheidend sind. Er betonte die Notwendigkeit für eine langfristige Lösung, die sowohl den Datenschutz als auch die praktische Arbeitsrealität in den Schulen berücksichtigt.

Die Sicht der Lehrer

Lehrerinnen und Lehrer selbst berichten von Frustrationen hinsichtlich der neuen Technologie. Viele bevorzugen es, ihre eigenen Geräte zu verwenden, da diese oft leistungsfähiger und benutzerfreundlicher sind. Die Probleme, die mit der Nutzung der Dienstgeräte einhergehen, umfassen nicht nur technische Schwierigkeiten, sondern auch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Erreichbarkeit. Laut einer Umfrage nutzen ein Drittel der Berliner Lehrkräfte ihre Tablets bis heute nie.

Datenschutzbedenken

Die Datenschutzbeauftragte von Berlin hat ebenfalls Bedenken geäußert, insbesondere hinsichtlich der sicheren Verwaltung von Schülerdaten. Dies hat dazu geführt, dass einige Lehrer ihre privaten Geräte für dienstliche Zwecke verwenden, was jedoch datenschutzrechtlich bedenklich ist. Die Senatsverwaltung hat nun angekündigt, dass Lehrkräfte gezwungen werden könnten, ihre Dienstgeräte zu nutzen, was auf Widerstand seitens der Schulleiterverbände stößt.

Forderungen der Gewerkschaften

Gewerkschaften haben die Situation ebenfalls kritisiert und fordern eine umfassendere Einbeziehung der Lehrkräfte in den Entscheidungsprozess über die verwendete Technologie. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat betont, dass vor der Einführung neuer Geräte wichtige Fragen zu Haftung, Datenschutz und Arbeitsbedingungen geklärt werden müssen. Diese Forderungen spiegeln die Sorgen wider, dass die Einführung der Technologie nicht nur reibungslos verlaufen, sondern auch den Lehrkräften zugutekommen sollte.

Fazit

Die ungenutzten Tablets an Berliner Schulen sind ein deutliches Zeichen für die Herausforderungen, die mit der Digitalisierung im Bildungsbereich verbunden sind. Es ist offensichtlich, dass es nicht nur um die Bereitstellung von Geräten geht, sondern auch um die Schaffung einer unterstützenden Infrastruktur, die den Lehrkräften die Nutzung dieser Technologie erleichtert. Um die Digitalisierung im Bildungsbereich erfolgreich voranzutreiben, ist es entscheidend, die Bedürfnisse der Lehrkräfte zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass die bereitgestellten Geräte tatsächlich den Anforderungen des modernen Unterrichts gerecht werden.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Berichten des Tagesspiegels und weiteren relevanten Nachrichtenquellen.

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Politik

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen