`
```html

Wolfgang Behrendt: Der erste DDR-Olympiasieger

Wolfgang Behrendt, geboren am 14. Juni 1936 in Berlin, hat einen besonderen Platz in der Geschichte des deutschen Sports. Er war der erste Olympiasieger der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und holte 1956 die Goldmedaille im Bantamgewicht bei den Olympischen Spielen in Melbourne. Sein Sieg war nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für die junge DDR von großer Bedeutung.

Der Weg zum Olympiasieg

Behrendt begann seine sportliche Karriere bereits im Kindesalter. Er war erst elf Jahre alt, als er in der privaten Boxschule Karl Schwarz in Weißensee mit dem Boxen anfing. Trotz des Widerstands seiner Mutter, der er dank seines Taschengeldes und dem Sammeln von Leergut nachkam, ließ er sich nicht abhalten. Sein Trainer, Hans Borowski, wurde zu einer wichtigen Unterstützung in seiner sportlichen Laufbahn.

1955 wurde Behrendt zum ersten Mal DDR-Meister und errang im gleichen Jahr die Bronzemedaille bei der Europameisterschaft. Doch der große Durchbruch kam 1956 in Melbourne. In einem spannenden Finale besiegte er den Südkoreaner Soon Chon Song mit 2:1 Richterstimmen und sicherte sich damit die erste Goldmedaille für die DDR bei Olympischen Spielen. Dieser Triumph war besonders bemerkenswert, da es vor den Spielen keine umfassende Medienberichterstattung gab und die meisten Menschen die Ereignisse über das Radio mitverfolgten.

Die Bedeutung des Sieges

Der Sieg von Wolfgang Behrendt stellte einen historischen Moment für die DDR dar. Gleichzeitig war er ein Symbol für den aufstrebenden Sport in Ostdeutschland. Nach seiner Rückkehr wurde Behrendt als Volksheld gefeiert und besuchte Schulen und Betriebe, um die Errungenschaften des DDR-Sports zu repräsentieren. Behrendt selbst bemerkte, dass sein Sieg oft nicht die Anerkennung fand, die er verdient hätte, da er sowohl von der DDR als auch von der Bundesrepublik Deutschland nicht in dem Maße gewürdigt wurde, wie es angemessen gewesen wäre.

Die Auszeichnungen und die Schwierigkeiten danach

Nach seinem Olympiasieg erhielt Behrendt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Titel „Verdienter Meister des Sports“ und das „Silberne Lorbeerblatt“, die höchste sportliche Auszeichnung in der Bundesrepublik Deutschland. Allerdings sollte die Übergabe dieser Ehrung nicht ohne Schwierigkeiten verlaufen. Bei der Zeremonie in Bonn wurde er am Flughafen Tempelhof von DDR-Funktionären daran gehindert, zu reisen, was zu einer anhaltenden Enttäuschung führte.

Berufliche Laufbahn und Fotografie

Nach seiner aktiven Laufbahn als Boxer widmete sich Behrendt der Fotografie. Er war als Sportfotograf für die Staatszeitung der DDR „Neues Deutschland“ tätig und dokumentierte zahlreiche internationale Sportereignisse. Behrendt hatte das Privileg, bei acht Olympischen Spielen und vielen weiteren Welt- und Europameisterschaften anwesend zu sein. Seine Fotografien wurden mehrfach ausgezeichnet, darunter mit zwei Goldmedaillen bei der „Weltausstellung der Sportfotografie“.

Das Leben nach dem Sport

Die Wiedervereinigung stellte für viele Sportler eine Herausforderung dar, so auch für Behrendt. Nach der Wende verlor er seine feste Anstellung und musste sich als freier Fotograf durchschlagen. Trotz dieser Schwierigkeiten blieb er der Öffentlichkeit weiterhin präsent und trat häufig bei Veranstaltungen auf, um über seine Erfahrungen zu berichten und das Interesse an verschiedenen Sportarten zu wecken.

Seine Beliebtheit in der DDR war nicht nur auf seine sportlichen Erfolge zurückzuführen, sondern auch auf sein bescheidenes, hilfsbereites Wesen und seinen Humor. Behrendt war nicht nur ein erfolgreicher Sportler, sondern auch ein talentierter Musiker. Er spielte Trompete und gab mit seinem Freund Heinz-Florian Oertel, dem berühmten DDR-Sportreporter, mehrere Auftritte.

Aktuelle Situation und Ausblick

Wolfgang Behrendt feierte kürzlich seinen 85. Geburtstag. Trotz der Herausforderungen des Lebens hat er sich eine bemerkenswerte Fitness bewahrt. Er hält sich aktiv durch Gartenarbeit und tägliche Übungen fit. Behrendt blickt auf eine ereignisreiche Karriere zurück, die ihn nicht nur als Boxer, sondern auch als Fotograf und Entertainer geprägt hat.

In einer Zeit, in der die Geschichten und Errungenschaften vieler Sportler oft in Vergessenheit geraten, bleibt Wolfgang Behrendt ein Beispiel für den unermüdlichen Geist und die Hingabe, die er in seinen Sport und seine späteren Tätigkeiten gesteckt hat. Sein Lebensweg spiegelt die Entwicklung des Sports in Ostdeutschland wider und erinnert daran, wie wichtig es ist, die Geschichten dieser Sportlegenden zu bewahren.

Fazit

Wolfgang Behrendt ist nicht nur der erste Olympiasieger der DDR, sondern auch ein Symbol für die sportlichen und kulturellen Leistungen eines Landes, das oft im Schatten der Geschichte steht. Seine Erfolge und sein Lebenswerk haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen und werden auch zukünftige Generationen inspirieren. Der Weg eines Boxers, der zum Fotografen wurde, zeigt, dass die Leidenschaft für den Sport und die Kunst Hand in Hand gehen können und dass der olympische Geist in vielen Formen weiterlebt.

```
Veröffentlich
 in Kategorie: 
Sport

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen