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55 Millionen Euro für Käse ohne Kühe: Rewe investiert in Berliner Start-up Formo

Das Berliner Start-up Formo hat in einer aktuellen Finanzierungsrunde 61 Millionen US-Dollar (ca. 55 Millionen Euro) gesammelt, um die Produktion von veganen Käsealternativen auszubauen und innovative Produkte weiterzuentwickeln. Zu den Investoren gehört die Rewe-Gruppe, die mit dieser Investition in die Zukunft der Lebensmittelindustrie setzt.

Formo hat sich zum Ziel gesetzt, echten Käse ohne tierische Milch zu produzieren, indem es Milchproteine im Labor züchtet. Das Unternehmen nutzt ein Verfahren namens Präzisionsfermentation, bei dem Mikroorganismen genetisch modifiziert werden, um das Milchprotein Kasein zu erzeugen. Das Ergebnis ist eine Käsealternative, die nicht nur vegan ist, sondern auch die gleichen Geschmackseigenschaften wie herkömmlicher Käse haben soll.

Hintergrund zur Gründung und Entwicklung von Formo

Der Gründer Raffael Wohlgensinger, der in der Schweiz aufgewachsen ist und ein persönliches Interesse an Käse hat, gründete Formo im Jahr 2019. Er wollte eine Alternative zu den pflanzlichen Käseprodukten schaffen, die ihm nicht zusagten. Zusammen mit der Molekularbiologin Britta Winterberg, die ebenfalls Teil des Gründungsteams ist, begann das Unternehmen mit der Forschung an Käsealternativen. Nach Jahren der Entwicklung plant Formo nun, seine Produkte in den deutschen Supermärkten einzuführen.

Der Markt für Käsealternativen

Der globale Markt für Käse wird auf etwa 160 Milliarden Franken geschätzt. In den letzten Jahren sind viele Start-ups entstanden, die sich auf die Herstellung von Käse und Milchprodukten aus dem Labor spezialisiert haben. Weltweit gibt es rund 90 solcher Unternehmen, die versuchen, den traditionellen Käsemarkt herauszufordern. Die ökologische Bilanz der herkömmlichen Landwirtschaft steht dabei oft in der Kritik, da sie für einen signifikanten Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Formo und ähnliche Unternehmen werben damit, die Umweltauswirkungen durch ihre Herstellungsverfahren erheblich zu reduzieren.

Innovative Technologien und Verfahren

Die Technologie hinter Formos Produkten basiert auf genetischen Modifikationen. Dabei wird die DNA der Kuh verwendet, um Teile des Genoms in Mikroorganismen wie Bakterien und Hefen zu integrieren. Diese Mikroorganismen produzieren dann das gewünschte Milchprotein, das in weiteren Verarbeitungsschritten zu Käse umgewandelt wird. Die Präzisionsfermentation ermöglicht die Herstellung von Käse, der nicht nur geschmacklich dem tierischen Original ähnlich ist, sondern auch eine vergleichbare Nährstoffzusammensetzung aufweist.

Die ersten Produkte von Formo, darunter Feta und Frischkäse, sollen in naher Zukunft auf den Markt kommen. Trotz der technologischen Fortschritte gibt es jedoch Herausforderungen. Der Laborkäse ist derzeit in der Europäischen Union noch nicht für den Verkauf zugelassen, da er als „Novel Food“ eingestuft wird. Dies erfordert eine spezielle Genehmigung, die noch aussteht.

Markteinführung und Zukunftsausblick

Formo hat sich in einem historischen Gebäude am ehemaligen Osthafen in Berlin niedergelassen. Die Räumlichkeiten sind modern und kreativ gestaltet, was für ein typisches Start-up-Umfeld spricht. Mit der neuen Finanzierungsrunde plant das Unternehmen, die Produktionskapazitäten zu erhöhen und weitere Produkte zu entwickeln. Die Gründer haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt und streben an, der größte Käseproduzent der Welt zu werden.

Die Produktionsmethoden von Formo könnten nicht nur die Käseindustrie revolutionieren, sondern auch zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion beitragen. Mit einem signifikanten Fokus auf die Reduzierung von CO2-Emissionen und Wasserverbrauch könnte Formo ein Vorreiter in der Branche werden. Das Unternehmen hat sich der Herausforderung verschrieben, ein umweltfreundlicheres und ethischeres Alternativprodukt zu schaffen, das den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht wird.

Herausforderungen und Bedenken

Trotz des vielversprechenden Ansatzes gibt es auch Bedenken aus verschiedenen Kreisen. Landwirte befürchten, dass solche Start-ups ihr traditionelles Geschäft gefährden könnten. Umweltaktivisten sind skeptisch gegenüber den Nachhaltigkeitsversprechen der Unternehmen, und die Zulassungsbehörden setzen hohe Hürden für die Genehmigung von neuartigen Lebensmitteln. Zudem bleibt abzuwarten, inwieweit die Verbraucher bereit sind, Produkte aus dem Labor zu akzeptieren.

Die Debatte über die Zukunft der Lebensmittelproduktion ist komplex und wird durch technologische Entwicklungen und gesellschaftliche Trends geprägt. Formo steht dabei im Mittelpunkt einer Bewegung, die die Art und Weise, wie wir über Ernährung denken, hinterfragen möchte. Die Entwicklungen im Bereich der alternativen Proteine könnten langfristig sowohl das Angebot als auch die Nachfrage im Lebensmittelmarkt verändern.

Insgesamt zeigt die Investition von Rewe in Formo, dass es einen wachsenden Markt für innovative, nachhaltige Produkte gibt, die das Potenzial haben, die Lebensmittelindustrie zu verändern. Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich diese Technologien entwickeln und welche Akzeptanz sie bei den Verbrauchern finden werden.

Aktuelle Entwicklungen und Fortschritte von Formo werden aufmerksam verfolgt, da sie nicht nur einen Einblick in die Zukunft der Nahrungsmittelproduktion geben, sondern auch die Diskussion über Nachhaltigkeit und ethische Ernährungsweisen anheizen.

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 in Kategorie: 
Wirtschaft

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