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Zahl der jungen Verdächtigen steigt: Mehr als 500 Kinder und Jugendliche in Berlin mit Messer-Straftaten aufgefallen

In den letzten Jahren hat die Berliner Polizei einen signifikanten Anstieg der registrierten Messerstraftaten unter Kindern und Jugendlichen verzeichnet. Dies ist ein besorgniserregender Trend, der in einer Antwort des Senats und der Polizei auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco dokumentiert wurde. Besonders auffällig ist der nahezu dreifache Anstieg der Verdächtigen unter 14 Jahren, deren Zahl von 52 im Jahr 2020 auf 142 im Jahr 2022 stieg.

Die Zahlen der Jugendlichen, die ein Messer zur Drohung oder als Waffe verwendeten, sind noch alarmierender. Während 2020 noch 255 Jugendliche als mutmaßliche Täter erfasst wurden, stieg diese Zahl im Jahr 2022 auf 392, um dann im vergangenen Jahr auf 369 zurückzugehen. Franco bezeichnete diese Entwicklungen als „relevanten und problematischen Anstieg“.

Gesamtzahl der Verdächtigen und ihre Hintergründe

Insgesamt wurden im Jahr 2022 in Berlin 2575 Verdächtige im Zusammenhang mit Messerstraftaten festgenommen, im Vergleich zu 1948 im Jahr 2020. Der Großteil dieser Verdächtigen sind Männer im Erwachsenenalter. Von den 2575 Verdächtigen hatten knapp 1200 die deutsche Staatsangehörigkeit, während mehr als 1300 eine ausländische Staatsangehörigkeit hatten. Die größten Gruppen unter den ausländischen Verdächtigen waren Türken, Syrer, Bulgaren und Afghanen. Die meisten Verdächtigen hatten ihren Wohnsitz in Berlin, etwa 10 Prozent waren Obdachlose.

In der gesamten Kriminalitätsstatistik von Berlin wurden im Zusammenhang mit Messern insgesamt 3482 Straftaten registriert, wobei Körperverletzungen die häufigsten Delikte darstellten. Darüber hinaus gab es auch zahlreiche Raubüberfälle, Nötigungen und Bedrohungen, die ebenfalls auf Messerangriffe zurückzuführen sind.

Tatorte und Opfer

Die häufigsten Tatorte für Messerstraftaten in Berlin sind die Straßen der Stadt, gefolgt von Wohnungen, Parks und Bahnhöfen. Laut den aktuellen Statistiken wurden mehr als 2800 der Opfer nicht verletzt, was darauf hindeutet, dass viele Vorfälle wohl eher Drohungen als tatsächliche Angriffe waren. Dennoch gab es auch ernsthafte Verletzungen: 1135 Menschen erlitten leichte Verletzungen, 207 wurden schwer verletzt und 14 Menschen starben an den Folgen von Messerangriffen.

Politische Reaktionen und notwendige Maßnahmen

Der Innenpolitiker Franco betonte die Notwendigkeit einer differenzierten Analyse der Waffenkriminalität, anstatt die Problematik auf Herkunft oder Migrationshintergrund zu reduzieren. Er fordert ein fundiertes Lagebild, das auf wissenschaftlicher Expertise basiert, um das Problem gezielt anzugehen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Forderung laut, dass Präventionsmaßnahmen gefördert werden sollten, um die Jugend von der Kriminalität abzuhalten.

Die Polizeipräsidentin von Berlin, Barbara Slowik, äußerte ebenfalls Besorgnis über die steigenden Zahlen. Sie merkte an, dass Kinder und Jugendliche häufig mit Messern bewaffnet sind und bei Konflikten dazu neigen, diese auch einzusetzen. Das Eskalationspotenzial steigt durch diese Waffen erheblich, was oft nicht im Bewusstsein der jungen Menschen ist.

Junge Straftäter im Fokus

Die Daten zeigen, dass insbesondere Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren stark im Fokus der Polizei stehen. Im Jahr 2023 wurden mehr als 5200 Kinder und Jugendliche als mutmaßliche Täter erfasst, wobei 3550 Jungen und 1650 Mädchen darunter waren. Dies stellt einen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren dar, da die Zahlen während der Corona-Pandemie niedriger waren.

Fazit

Die Situation in Berlin erfordert dringende Maßnahmen und ein Umdenken in der Herangehensweise an die Jugendkriminalität. Die steigenden Zahlen von Messerstraftaten unter jungen Menschen werfen Fragen auf und verdeutlichen die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes, der sowohl Präventivmaßnahmen als auch eine angemessene Strafverfolgung umfasst. Die Stadtverwaltung und die Polizei stehen vor der Herausforderung, geeignete Strategien zu entwickeln, um die Sicherheit aller Bürger zu gewährleisten und den Jugendlichen Perspektiven zu bieten, die sie von der Kriminalität abhalten.

Diese Entwicklungen sind nicht nur für die Berliner Bevölkerung von Bedeutung, sondern werfen auch ein Licht auf gesamtgesellschaftliche Probleme, die es zu lösen gilt, um einen weiteren Anstieg der Jugendkriminalität zu verhindern.

Quellen: Der Tagesspiegel, dpa

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 in Kategorie: 
Politik

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