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Ankerverbot bedroht Hausbootkultur in der Rummelsburger Bucht

Die Berliner Rummelsburger Bucht ist seit vielen Jahren ein beliebter Ort für Hausbootbewohner, die hier nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über leben. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein Ankerverbot abgezeichnet, das die Hausbootkultur in dieser Region erheblich bedroht. Mit der neuen Verordnung, die am 1. Juni in Kraft treten soll, wird das unbemannte Stillliegen oder Ankern in der Bucht verboten. Diese Regelung hat nicht nur rechtliche, sondern auch soziale und kulturelle Auswirkungen auf die Gemeinschaft der Hausbootbewohner.

Die Rummelsburger Bucht, die sich zwischen den Bezirken Friedrichshain und Lichtenberg erstreckt, ist ein lebendiger Ort, an dem Menschen musizieren, malen und gemeinsam leben. In den letzten Jahren gab es jedoch vermehrt Beschwerden über Müll und Lärmbelästigung, die von einigen Hausbooten ausgehen. Diese Probleme wurden von der Berliner Politik aufgegriffen, die beim Bund eine Änderung der Binnenschifffahrtsordnung anstrebt, um den Bootsverkehr in der Spree zu regulieren. Die neue Verordnung sieht vor, dass Hausboote nur noch an gekennzeichneten, kostenpflichtigen Liegeplätzen anlegen dürfen, wenn sich niemand an Bord befindet.

Die Ankündigung der neuen Regelung kam für viele betroffene Hausbootbesitzer überraschend. Esther Moises und Arik Rohloff, die beide in der Bucht leben und Mitglieder des Vereins „Spree:publik“ sind, berichteten, dass sie sich von der Politik übergangen fühlen. Die beiden setzen sich seit Jahren für eine partizipative Nutzung der Gewässer ein und organisieren kulturelle Veranstaltungen auf dem Wasser. Moises äußerte ihren Unmut über die plötzliche Verordnung: „Das kam mehr oder weniger aus heiterem Himmel. Man fühlt sich auch ein bisschen übergangen von der Politik.“

Die neue Regelung bringt nicht nur Unsicherheit für die Hausbootbesitzer, sondern stellt auch die kulturellen Aktivitäten des Vereins in Frage. Rohloff erläuterte, dass Veranstaltungen auf dem Wasser durch die neuen Regeln erschwert oder sogar unmöglich gemacht werden könnten. „Jegliche Aktion, die wir planen, müsste von klein auf genehmigt werden“, kritisierte er die neuen Bestimmungen.

Einer der Hauptgründe für das Ankerverbot sind die Sorgen um die Sicherheit und Sauberkeit der Gewässer. Die Berliner Senatsverkehrsverwaltung hat auf die Gefahren durch abgetriebene Boote verwiesen und argumentiert, dass solche Boote ein Risiko für den Bootsverkehr darstellen könnten. Zudem können wassergefährdende Stoffe aus gesunkenen Booten die Gewässer verunreinigen. Diese Argumente haben jedoch nicht die Zustimmung aller Hausbootbewohner gefunden.

Die Mitglieder von „Spree:publik“ haben versucht, in den Entwicklungsprozess einbezogen zu werden, nachdem 2022 ein erster Versuch, ein Ankerverbot durchzusetzen, gescheitert war. Rohloff erklärte, dass sie Ideen eingebracht hatten, um eine Lösung zu finden, die sowohl die Sicherheit der Gewässer als auch die Interessen der Hausbootbesitzer berücksichtigt. Die Vorschläge umfassten offizielle Ankerlizenzen und Vorgaben für die Boote, die die Sicherheit erhöhten, wurden jedoch vom Bundesverkehrsministerium nicht berücksichtigt.

Mit der Verordnung, die ein komplettes Stillliegeverbot auf nicht genehmigten Liegestellen vorsieht, könnte das Leben auf den Berliner Gewässern stark eingeschränkt werden. Es gibt Überlegungen, Ankerverbände zu gründen, bei denen Boote gemeinsam ankern und immer eine Person an Bord ist, um den Anforderungen der neuen Regelung zu entsprechen. Doch viele Bewohner befürchten, dass dies nicht ausreicht, um ihre Lebensweise langfristig zu sichern.

Die Diskussion um das Ankerverbot wirft auch Fragen über die künftige Nutzung der Gewässer in Berlin auf. Kritiker der neuen Regelung argumentieren, dass es dringend modernisierte Konzepte für eine nachhaltige Wassernutzung braucht, die sowohl den Bedürfnissen der Hausbootbewohner gerecht werden, als auch den Umweltschutz berücksichtigen.

Insgesamt steht die Hausbootkultur in der Rummelsburger Bucht vor einer ungewissen Zukunft. Während die einen die Notwendigkeit von Regelungen zur Verbesserung der Sauberkeit und Sicherheit der Gewässer betonen, sehen viele Hausbootbewohner ihre Existenz und ihre kulturellen Aktivitäten in Gefahr. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und ob es gelingen kann, einen Dialog zwischen den verschiedenen Interessengruppen zu schaffen, um eine Lösung zu finden, die die Bedürfnisse aller berücksichtigt.

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 in Kategorie: 
Kultur

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