Fluglärm-Sorgen in Treptow-Köpenick wegen neuer BER-Navigationstechnik
Die geplante Umstellung auf satellitengestützte Navigation (Performance Based Navigation, PBN) am BER im Herbst 2025 sorgt in Treptow-Köpenick für Besorgnis. Wie der Berliner Kurier berichtet, befürchten SPD, Grüne und Linke im Bezirksparlament eine Zunahme des Fluglärms. Derzeit orientieren sich Piloten noch an bodengestützten Funkfeuern. Die EU schreibt jedoch die Umstellung auf PBN bis 2030 vor. Die ICAO verspricht sich von PBN, wie die Morgenpost erläutert, eine Reduzierung der Emissionen und eine höhere Effizienz im Flugverkehr durch Treibstoffeinsparungen und die Möglichkeit, Wohngebiete besser zu umfliegen.
Die Parteien in Treptow-Köpenick kritisieren die ihrer Meinung nach übereilte Einführung von PBN und fordern eine umfassende Prüfung der Auswirkungen. Wie aus einem Antrag für die Bezirksverordnetenversammlung hervorgeht, der vom Berliner Kurier zitiert wird, fehlt eine ausreichende lärmtechnische Bewertung. Die Anwohner in Grünau, Bohnsdorf und Schmöckwitz könnten stärker vom Fluglärm betroffen sein. Der Antrag fordert das Bezirksamt auf, Daten zu den Lärmauswirkungen von der Deutschen Flugsicherung (DFS) einzufordern. Die Bedenken betreffen auch mögliche Änderungen der Abflugverfahren, die in einer Sitzung der BER-Fluglärmkommission im Oktober 2024 diskutiert wurden, wie die Märkische Oderzeitung (MOZ) berichtet. Die DFS bestreitet jedoch, wie der Berliner Kurier ebenfalls berichtet, dass sich die Flugverfahren im Flughafennahbereich wesentlich ändern werden. Die bestehenden Verfahren seien lärmoptimiert und würden im Zuge der PBN-Umsetzung 1:1 reproduziert.
Auch in Brandenburg wächst der Widerstand gegen die neue Navigationstechnik. Wie die MOZ berichtet, wurden im Januar über 7000 Protestbriefe von Anwohnern an die DFS geschickt. Die Gemeinden Zeuthen, Eichwalde, Schulzendorf, Wildau und Königs Wusterhausen befürchten, dass die sogenannte Hoffmann-Kurve, eine lärmmindernde Flugroute, nicht mehr eingehalten wird. Die Fluglärmkommission plant laut Berliner Kurier ein einjähriges Monitoring nach Einführung von PBN, um die Einhaltung der bestehenden Flugrouten zu überprüfen.
In einem Protokoll der 105. Sitzung der Fluglärmkommission vom Oktober 2022 wird darauf hingewiesen, dass die DFS im Herbst 2024 die Betriebsrichtungen des BER aufgrund der Veränderung der Erdausrichtung von 07/25 auf 06/24 ändern will. Dies ist Teil eines ICAO-Vorhabens, von der Messung nach dem magnetischen Nord auf den wahren Nord umzustellen, wie aus dem Protokoll der Sitzung hervorgeht.
Die Diskussion um Fluglärm und die Einführung neuer Technologien am BER zeigt die Komplexität der Problematik und die unterschiedlichen Interessenlagen der Beteiligten.
Quellen:
- https://www.berliner-kurier.de/berlin/neues-navi-neue-ber-flugrouten-treptow-koepenick-fuerchtet-mehr-fluglaerm-li.2304205
- https://www.morgenpost.de/berlin/article408076769/technische-neuerung-gemeinden-rund-um-ber-befuerchten-neuen-fluglaerm.html
- https://www.moz.de/lokales/erkner/ber-in-schoenefeld-flughafen-setzt-auf-neue-navigation-fluglaerm-nimmt-zu-77721191.html
- https://lubb.berlin-brandenburg.de/wp-content/uploads/protokoll-flk-berlin-brandenburg-105-sitzung.pdf