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Berlin: Watergate schließt zum Jahresende – das sind die Gründe

Die Schließung des Berliner Clubs Watergate zum Ende des Jahres 2024 hat in der Hauptstadt hohe Wellen geschlagen. Nach 22 Jahren erfolgreichem Betrieb wird der legendäre Club, der direkt an der Spree in Kreuzberg liegt, seine Türen schließen. Die Entscheidung kam nicht überraschend, da bereits Gerüchte über die Zukunft des Clubs kursierten. Das Team des Watergate hat nun offiziell bestätigt, dass man den Pachtvertrag nicht verlängern wird. Diese Nachricht hat die Berliner Clubszene stark getroffen, da das Watergate als eine der einflussreichsten Institutionen des Berliner Nachtlebens gilt.

Die Betreiber des Clubs, insbesondere Mitbegründer Ulrich Wombacher, haben mehrere Gründe für die Schließung genannt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert, und die Herausforderungen, mit denen die Clubkultur konfrontiert ist, sind vielfältig. Laut Wombacher sind die steigenden Kosten, die Inflation und die Energiekrise einige der treibenden Faktoren hinter dieser schwierigen Entscheidung. „Die Kosten für den Betrieb des Clubs sind einfach zu hoch geworden“, erklärt Wombacher. „Wir stehen unter einem enormen finanziellen Druck.“

Die Situation wird zusätzlich durch die steigenden Mieten in Berlin und die veränderten Trends im Ausgehverhalten der Menschen kompliziert. Viele Partygänger entscheiden sich zunehmend für Großveranstaltungen und Festivals, was für kleinere Clubs wie das Watergate einen finanziellen Nachteil bedeutet. „Ein Club wie das Watergate basiert auf der ursprünglichen Idee, dass er ein prägender Ort für eine ganze Musikgeneration ist“, sagt Wombacher. „Jetzt, wo wir sehen, dass sich die Dinge in eine andere Richtung entwickeln, ist es für uns an der Zeit, diesen letzten Schritt zu tun.“

Die Betreiber des Watergate haben angekündigt, bis zur Schließung ein umfangreiches Abschiedsprogramm zu veranstalten, um den langjährigen Unterstützern des Clubs zu danken. Zu den Höhepunkten der letzten Wochen sind Gigs von namhaften DJs wie Richie Hawtin, Sven Väth und Charlotte de Witte geplant. Diese Veranstaltungen sollen nicht nur den Club stolz verabschieden, sondern auch ein Zeichen setzen für die lebendige Clubkultur, die Berlin in den letzten zwei Jahrzehnten geprägt hat.

Die Schließung des Watergate ist Teil eines größeren Trends, dem sogenannten „Clubsterben“, das in Berlin bereits seit einiger Zeit zu beobachten ist. In jüngster Zeit haben auch andere Clubs, wie der Wilde Renate, angekündigt, ihre Pachtverträge nicht zu verlängern. Diese Entwicklungen werfen Fragen über die Zukunft der Berliner Clubkultur auf, die oft als eine der dynamischsten und kreativsten der Welt gilt.

Die Herausforderungen, vor denen Clubs in der Hauptstadt stehen, sind nicht nur finanzieller Natur. Wombacher äußerte auch Bedenken bezüglich der gesellschaftlichen Veränderungen und der Relevanz von Clubs im aktuellen Zeitgeist. „Die Clubkultur ist wahnsinnig fragil“, sagt er. Diese Fragilität zeigt sich in der Tatsache, dass viele Clubs aufgrund von steigenden Mieten und dem Druck des Immobilienmarkts schließen müssen. Die Verdrängung von Clubs und kulturellen Einrichtungen wird von vielen als Verlust für die kulturelle Identität Berlins wahrgenommen.

In Gesprächen mit verschiedenen Vertretern der Berliner Clubszene zeigt sich, dass der Druck auf die Clubs wächst. Die Betreiber stehen oft vor der Wahl, ihre Konzepte anzupassen oder aufzugeben. Dies betrifft nicht nur das Watergate, sondern auch andere etablierte Clubs, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen endlich besser werden“, fordert Wombacher. „Eine Förderung ist nicht die alleinige Lösung, wir brauchen langfristige Perspektiven für die Kultur.“

Die Schließung des Watergate wird als einschneidendes Ereignis für die Berliner Nachtkultur angesehen. Der Club, der 2002 gegründet wurde und seitdem als einer der besten Clubs der Welt gilt, hat für viele Berliner und Besucher der Stadt eine besondere Bedeutung. Sein Verlust wird in der Szene bereits intensiv diskutiert. Mit der Schließung wird ein Kapitel Berliner Kulturgeschichte zu Ende gehen, das viele unvergessliche Nächte und Erlebnisse umfasst.

Die Betreiber planen, die Marke Watergate und das dazugehörige Label Watergate Records auch nach der Schließung weiterzuführen. Dies könnte einen Teil des Erbes des Clubs bewahren und dafür sorgen, dass die Musik und Kultur, die er repräsentiert, auch in Zukunft bestehen bleibt, auch wenn der physische Raum nicht mehr existiert.

Insgesamt zeigt die Schließung des Watergate das komplexe Zusammenspiel von Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung in Berlin. Die Clubkultur ist ein wichtiger Bestandteil der Identität der Stadt, und ihr Verlust wird von vielen als ein bedeutender Rückschritt angesehen. Die Herausforderungen, mit denen die Clubs konfrontiert sind, erfordern eine umfassende Diskussion über die Zukunft des Nachtlebens in der Hauptstadt, um ähnliche Schicksale für andere Clubs zu verhindern.

Die letzten Wochen im Watergate werden sicherlich ein Ereignis für viele Liebhaber der Berliner Nachtkultur sein. Der Abschied von diesem geschichtsträchtigen Ort wird nicht nur für die Betreiber, sondern auch für die Gäste und die gesamte Musikszene ein emotionaler Moment sein.

Die Entscheidung, das Watergate zu schließen, wirft nicht nur Fragen über die Zukunft des Clubs auf, sondern auch über die gesamte Berliner Clubkultur. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Szene weiterentwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die kulturelle Vielfalt Berlins zu erhalten.

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 in Kategorie: 
Kultur

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