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Brandenburger Freiheitspreis: „Wir leben nicht in einer Gesellschaft, in der das Recht auf Bildung für alle gilt“

Der Brandenburger Freiheitspreis wird erneut vom evangelischen Domstift Brandenburg verliehen, und bei der Auftaktveranstaltung in Berlin wurde die zentrale Rolle von Bildung in einer freien Gesellschaft thematisiert. Unter dem Motto „Freiheit durch Bildung“ wird dieser Preis, der mit 15.000 Euro dotiert ist und alle zwei Jahre verliehen wird, Personen, Initiativen und Institutionen aus Berlin und Brandenburg auszeichnen, die sich vorbildlich für Bildung einsetzen. Die Jury wird unter dem Vorsitz von Landesbischof Christian Stäblein entscheiden, wer die Ehre erhält.

Die Veranstaltung, die von Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff moderiert wurde, zog rund 60 Teilnehmer an. Lorenz Narku Laing, ein Diversitätsforscher aus Bochum, warnte eindringlich vor den Gefahren, die eine Einschränkung der freien Bildung mit sich bringt. Er verwies auf internationale Beispiele, insbesondere auf die Situation in den USA, wo bestimmte Lehrinhalte und Schulbücher bereits verboten wurden. „Wir sehen überall in der Welt – auch in der AfD -, dass die, die Probleme mit Freiheit haben, auch Probleme mit freier Bildung haben“, betonte Laing.

Laing, dessen Eltern aus Ghana und Jamaika stammen, berichtete von seinen eigenen Erfahrungen als Schüler, der Hartz IV bezog und sich keine Schulbücher leisten konnte. Er machte deutlich, dass in Deutschland soziale Herkunft und Hautfarbe entscheidend für die Bildungsmöglichkeiten und damit für die individuelle Freiheit sind. So werde ein weißer Flüchtling aus der Ukraine oft besser behandelt als ein Flüchtling aus Nigeria, was in der Gesellschaft eine ungerechte Differenzierung widerspiegelt.

„Wir leben nicht in einer Gesellschaft, in der das Recht auf Bildung für alle gilt“, stellte Laing fest. Diese Aussage verdeutlicht, dass die Realität oft von der Herkunft der Menschen abhängt. Deutschland wird als eine Gesellschaft beschrieben, in der es viele Menschen gibt, die in Unfreiheit leben. Laing nannte das Beispiel eines Football-Spielers, der als geduldeter Flüchtling in Deutschland lebte und nicht an einem Auswärtsspiel seiner Mannschaft teilnehmen durfte, weil ihm die Ausländerbehörde das Verlassen seines Landkreises untersagte.

In einem Kontrast zu Laings Perspektive hob Jutta Allmendinger, Soziologin und ehemalige Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, hervor, dass Bildung ein Gut ist, das allen Menschen offensteht, ohne dass andere dadurch benachteiligt werden. Marianne Birthler, die frühere Brandenburger Bildungsministerin und Bürgerrechtlerin aus der DDR, ergänzte, dass Freiheit immer im Singular existiert. „Die Freiheit muss nur denen erklärt werden, die noch nie Unfreiheit erlebt haben“, sagte Birthler und verwies auf die Herausforderungen, die mit neuen Bildungsplänen in Brandenburg nach der Wende verbunden waren. Die Einführung eigener Rahmenpläne habe bei Lehrern Ängste ausgelöst, da Freiheit auch das Risiko bedeutet, Fehler zu machen.

Die Debatte über den Zugang zu Bildung und die damit verbundene Freiheit ist von großer Bedeutung für die Gesellschaft. Der Brandenburger Freiheitspreis und die damit verbundenen Diskussionen zielen darauf ab, das Bewusstsein für die Herausforderungen und Ungerechtigkeiten im Bildungssystem zu schärfen und das Engagement für eine gerechtere Bildung zu fördern.

Diese Themen werden in den kommenden Monaten weiterhin im Mittelpunkt stehen, insbesondere im Hinblick auf die Preisvergabe und die damit verbundenen Veranstaltungen, die darauf abzielen, die Wichtigkeit von Bildung in einer demokratischen Gesellschaft zu betonen und die Stimmen derjenigen zu stärken, die sich für die Gleichheit im Bildungsbereich einsetzen.

Quellen: Der Tagesspiegel

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 in Kategorie: 
Politik

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