Die Digitalisierung stellt insbesondere für ältere Berlinerinnen und Berliner eine zunehmende Herausforderung dar. Viele alltägliche Dinge, die früher einfach zu erledigen waren, erfordern nun digitale Kenntnisse, die vielen Senioren fehlen. Wie ein rbb-Bericht vom 2. Dezember 2024 zeigt, kämpfen viele ältere Menschen mit der digitalen Transformation.

Der Bericht porträtiert die 85-jährige Helga Krüger, die sich von der digitalen Welt abgehängt fühlt. Bankfilialen schließen, Arzttermine müssen online vereinbart werden und selbst der Stromzähler wird digital. Für Frau Krüger, die kein Internet nutzt, sind diese Veränderungen eine große Belastung. Sie ist bei alltäglichen Aufgaben, wie Bargeld abheben oder einen Termin für den Zählertausch vereinbaren, auf die Hilfe ihres Sohnes angewiesen. Laut rbb vom 02.12.2024 sind 15 Prozent der 65- bis 74-Jährigen offline – bei den über 75-Jährigen dürfte die Zahl noch höher liegen, da hierfür keine Daten erhoben werden (Statistisches Bundesamt).

Frau Krügers Sohn, Gunnar Krüger, kritisiert im rbb-Bericht den Rückgang von Serviceleistungen für ältere Menschen. Er beklagt, dass Ältere von Einrichtungen und Unternehmen oft ignoriert werden. Er wünscht sich seniorengerechte Apps, eine persönliche Ansprache und leicht verständliche digitale Geräte.

Die fortschreitende Digitalisierung betrifft viele Lebensbereiche. Helga Krüger berichtet beispielsweise, dass eine Freundin Arzttermine nur noch persönlich in der Praxis vereinbaren kann, da telefonische Terminvergaben nicht mehr angeboten werden. Auch die Nutzung von Terminvergabe-Apps wie "Doctolib" stellt für viele Senioren ein unüberwindbares Hindernis dar.

Das Seniorennetz Berlin der AWO versucht, diese digitale Kluft zu schließen. Es bietet eine verständliche Online-Plattform mit Freizeit-, Kultur- und Bildungsangeboten für Senioren an. Zusätzlich gibt es "Info-Boxen" in Bibliotheken, in denen Senioren bei der Nutzung digitaler Geräte unterstützt werden und beispielsweise Arzttermine oder Zugfahrkarten buchen können. In AWO Digital-Cafés werden Tablet-Workshops angeboten, in denen junge Menschen Senioren die Nutzung digitaler Geräte und des Internets erklären (rbb, 02.12.2024). Wie Melanie Thoma, Leiterin des Seniorennetzes, gegenüber rbb|24 erklärte, sind viele Senioren, die Schwierigkeiten mit dem Internet haben, nicht gänzlich offline. Viele besitzen Smartphones und Tablets, benötigen jedoch Unterstützung bei der Nutzung, beispielsweise kurz nachdem sie die Geräte von ihren Kindern geschenkt bekommen haben. Einige nutzen diese auch nur zum Telefonieren.

Auch die Volkshochschule (VHS) Neukölln bietet, wie das Facetten-Magazin Neukölln am 9. November 2023 berichtete, kostenlose Digitalisierungskurse für Senioren an. In diesen Kursen werden die Grundlagen der PC- und Smartphone-Nutzung vermittelt und alltagsrelevante Themen wie Online-Handel oder die Gestaltung von Weihnachtskarten behandelt.

Die EVG fordert einen "Digitalpakt Alter", um Senioren die Teilhabe an der digitalen Welt zu ermöglichen. Wie Heinrich Klumpe, Mitglied der Geschäftsführenden Bundesseniorenleitung, im imtakt-Magazin betont, sei die ältere Generation von der Digitalisierung oft ausgeschlossen. Der Digitalpakt soll die Internetverfügbarkeit für alle gewährleisten, Förderprogramme für digitale Endgeräte anbieten und die Digitalisierung im Gesundheits- und Pflegebereich unterstützen. Außerdem werden Schulungsmaßnahmen und leicht verständliche Informationsmaterialien gefordert.

Quellen:

- rbb|24, "Wie Senioren in Berlin mit der Digitalisierung kämpfen", 02.12.2024

- Facetten-Magazin Neukölln, "VHS Neukölln informiert Generation 60plus über Digitalisierung", 09.11.2023

- imtakt-Magazin, "Digitalpakt: „Wir Senior*innen wollen an der digitalen Welt teilhaben“"

Veröffentlich am 
December 2, 2024
 in Kategorie: 
Kultur

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