In Berlin, wo der Internationale Frauentag (8. März) seit einigen Jahren ein gesetzlicher Feiertag ist, hat ein Vorschlag der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), diesen und weitere Feiertage auf Sonntage zu verlegen, für heftige Kritik gesorgt. Die UVB argumentiert, dass die Verlegung die Wirtschaft ankurbeln würde. Diese Forderung wird von Gewerkschaften und Politikern scharf zurückgewiesen, wie die Berliner Morgenpost berichtet.
Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Berlin-Brandenburg, Nele Techen, nannte den Vorschlag gegenüber der Berliner Morgenpost „abwegig und schäbig“. Die freie Zeit an Feiertagen sei ein Zeichen der Wertschätzung für den jeweiligen Anlass. Eine Verlegung würde den Feiertag, auch den Tag der Deutschen Einheit, entwerten. Techen argumentiert außerdem, dass mehr Arbeitstage nicht zwangsläufig zu mehr Wirtschaftswachstum und Produktivität führen, sondern eher zu sinkenden Löhnen beitragen. Viele Arbeitnehmer leisteten bereits jetzt erhebliche, oft unbezahlte Überstunden.
UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp hatte die Forderung nach flexibleren Feiertagsregelungen bei einem Jahresauftakt-Pressegespräch geäußert und mit der anhaltenden Wirtschaftskrise begründet. Für den Frauentag käme laut Schirp der Sonntag vor oder nach dem 8. März infrage. Auch der Tag der Deutschen Einheit und Pfingstmontag seien potenzielle zusätzliche Arbeitstage. Der UVB erwartet durch diese Maßnahme eine zusätzliche Wertschöpfung von 230 Millionen Euro in Berlin, berichtet die Berliner Morgenpost.
Auch Verdi kritisiert den Vorschlag. Verdi-Sprecher Kalle Kunkel sieht keinen Zusammenhang zwischen der aktuellen Wirtschaftslage und zu wenigen Arbeitstagen. Deutschland brauche stattdessen Impulse durch zukunftsgerichtete Investitionen. Kunkel kritisiert außerdem, dass die UVB ausgerechnet den Tag in Frage stellt, der auf die Gleichberechtigung der Geschlechter aufmerksam machen soll. Dies passe weder ins 21. Jahrhundert noch zu Berlin.
Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bezeichnete den Berliner Frauentag als Feiertag als Errungenschaft und wichtiges Zeichen für Gleichberechtigung und Frauenrechte. Anstatt eine rückwärtsgewandte Debatte über die Abschaffung des Feiertags zu führen, wünsche sie sich von den Unternehmensverbänden mehr Engagement für Frauen in Führungspositionen und für weibliche Unternehmensgründungen. Giffey betonte zudem, dass Berlin mit zehn regulären Feiertagen im Vergleich zu anderen Bundesländern eher wenige Feiertage habe.
Die Diskussion um die Verlegung von Feiertagen auf Sonntage verdeutlicht die unterschiedlichen Positionen von Wirtschaft und Arbeitnehmervertretern. Während die UVB die wirtschaftlichen Vorteile hervorhebt, sehen Gewerkschaften und Politiker die Gefahr einer Entwertung der Feiertage und einer zusätzlichen Belastung der Beschäftigten.
Quellen:
- Berliner Morgenpost: "Frauentag in Berlin: „Feiertage auf Sonntage zu verlegen, ist eine schäbige Forderung“"
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