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Geburtenrate geht stark zurück: Tausende Kitaplätze in Berlin bleiben frei

In den letzten Jahren hat sich die Situation der Kindertagesstätten (Kitas) in Berlin und Brandenburg erheblich verändert. Die Geburtenrate ist stark zurückgegangen, was zur Folge hat, dass viele Kita-Plätze ungenutzt bleiben. Diese Entwicklung ist sowohl für Eltern als auch für die Träger der Einrichtungen eine Herausforderung.

Die Geburtenzahlen zeigen einen klaren Trend: In Berlin wurden im vergangenen Jahr etwa 34.000 Kinder geboren, was einen Rückgang im Vergleich zu rund 40.000 Geburten im Jahr 2018 darstellt. Auch in Brandenburg ist ein ähnlicher Rückgang zu beobachten, wo die Zahl der Geburten von 19.881 im Jahr 2018 auf 15.885 im letzten Jahr gesunken ist. Diese gesunkenen Geburtenzahlen sind einer der Hauptgründe für die vielen freien Plätze in Kitas, wie von verschiedenen Stellen, unter anderem dem rbb, berichtet wurde.

In Berlin verzeichneten die Eigenbetriebe zum Stichtag 20. Juni 1.565 freie Plätze, während bei den Kitas in freier Trägerschaft sogar 7.215 Plätze unbesetzt sind. Diese Situation ist nicht nur auf die sinkenden Geburtenzahlen zurückzuführen, sondern auch auf den massiven Ausbau der Betreuungsinfrastruktur in den letzten Jahren. Träger und Verbände berichten von einem Überangebot an Kita-Plätzen, was theoretisch den Eltern mehr Wahlmöglichkeiten bieten würde.

Die Pressestelle der Stadt Schwedt stellte klar, dass die Zahl der freien Plätze jedoch nicht alleine die Situation widerspiegelt. Freie Plätze kommen häufig in bestimmten Altersgruppen vor, während in anderen Bereichen, wie im Krippen- und Hortbereich, eine hohe Auslastung besteht. Dies hat zur Folge, dass Eltern in einigen Gegenden weiterhin Schwierigkeiten haben, einen Platz in der gewünschten Einrichtung zu finden.

In Potsdam waren zum Stichtag 1. Juni 1.900 Plätze unbesetzt, und in der Stadt Brandenburg (Havel) wurden 553 freie Plätze in den Bereichen Kinderkrippe und Kindergarten gemeldet. Der Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes in Brandenburg (Havel) teilte mit, dass die Auslastung seiner Einrichtungen bei etwa 87 Prozent liegt. Dies ist eine signifikante Veränderung im Vergleich zu früheren Jahren, als Wartelisten von 30 bis 40 Kindern nicht unüblich waren. Die Nachfrage nach Kita-Plätzen hat sich jedoch mit den gesunkenen Geburtenzahlen verändert, und viele Familien finden mittlerweile leichter einen Platz.

Dennoch bleibt die Situation in der Praxis angespannt. Eltern haben zwar mehr Wahlmöglichkeiten, aber die Unterschiede zwischen den einzelnen Bezirken sind erheblich. In bestimmten Kiezen, wie etwa in Neukölln, ist die Versorgungslage nach wie vor unzureichend, während in anderen, wie im südlichen Pankow, ein Überangebot an Kita-Plätzen besteht. Diese Ungleichheiten führen dazu, dass nicht alle Familien gleichermaßen von den neuen Möglichkeiten profitieren können.

Ein weiterer Faktor, der zur aktuellen Situation beiträgt, ist der Fachkräftemangel in der Branche. Viele Erzieherinnen und Erzieher wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten und der Krankenstand in Kitas ist vergleichsweise hoch. Dies könnte langfristig Fragen aufwerfen, wie sich die Betreuungssituation in den nächsten Jahren entwickeln wird. Ob eine flächendeckende Fünf-Tage-Betreuung in Zukunft noch sichergestellt werden kann, bleibt ungewiss.

Die Kitas in Berlin und Brandenburg haben in den letzten Jahren beträchtliche Investitionen erhalten, um die Plätze auszubauen und die Qualität der Betreuung zu verbessern. Trotz des Anstiegs der verfügbaren Plätze bleibt die Zahl der in Anspruch genommenen Plätze hinter den Erwartungen zurück. Der Rückgang der Geburtenzahlen geht auch einher mit veränderten Lebensstilen, wie verlängerten Elternzeiten und einer höheren Anzahl von Familien, die aus finanziellen Gründen erst zu einem späteren Zeitpunkt einen Kita-Platz suchen.

Die Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung sind komplex und erfordern eine differenzierte Betrachtung. Die Verbesserung der Akzeptanz des Kita-Systems in verschiedenen sozialen Schichten ist ebenso wichtig wie die Sicherstellung ausreichender Plätze. In bestimmten Stadtteilen gibt es zudem eine steigende Zahl von Familien, die aus sozial benachteiligten Gruppen stammen und die Kita-Angebote nicht in vollem Umfang nutzen können.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die sinkende Geburtenrate in Berlin und Brandenburg zwar zu einem Überangebot an Kita-Plätzen geführt hat, aber die Situation vor Ort sehr unterschiedlich bewertet wird. Eltern haben mehr Auswahlmöglichkeiten, jedoch bestehen auch nach wie vor Engpässe in bestimmten Stadtteilen. Die kommenden Jahre werden zeigen müssen, wie sich die Nachfrage nach Kitas entwickeln wird und ob die Träger in der Lage sind, auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren und die Qualität der frühkindlichen Bildung weiter zu verbessern.

Quellen: rbb, dpa.

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Wirtschaft

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