Johannesstift: So steht es um die gesperrten Patientendaten

Am 13. Oktober 2024 erlebte die Johannesstift Diakonie einen schweren Cyberangriff, der die gesamte IT-Infrastruktur der Organisation lahmlegte. Laut einer Mitteilung der Diakonie wurden alle zentralen Server durch einen sogenannten Crypto-Überfall verschlüsselt, was dazu führte, dass der Zugriff auf kritische Systeme und Patientendaten völlig blockiert war. Diese Situation hat nicht nur den Betrieb der Einrichtungen gestört, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die Dokumentation und Verwaltung der Patientendaten gehabt.

Der Angriff fand in den frühen Morgenstunden statt und führte dazu, dass die meisten IT-Systeme der Johannesstift Diakonie, die mehrere Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen umfasst, nicht mehr funktionsfähig waren. Ein Krisenteam wurde umgehend einberufen, um die nächsten Schritte zu planen und die Situation zu bewältigen. Während die Notfallkonzepte in den dezentralen Einrichtungen weiterhin stabil liefen, war der Zugriff auf digitale Patientendaten erheblich eingeschränkt.

Die Johannesstift Diakonie informierte die zuständigen Behörden, darunter das Landesamt für Gesundheit und Soziales sowie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, über den Vorfall. Die Polizei wurde ebenfalls in die Ermittlungen einbezogen, um die Hintergründe des Angriffs zu klären. Gerhard Schabhüser, ein Vertreter des Bundesamtes, äußerte sich zur allgemeinen Bedrohungslage im digitalen Raum und bezeichnete diese als "besorgniserregend".

Nach zwei Wochen seit dem Angriff bleibt die Situation kritisch. Patientenakten werden derzeit manuell auf Papier dokumentiert, da der digitale Zugriff auf viele zentrale Systeme weiterhin eingeschränkt ist. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für das medizinische Personal dar, das sich bemüht, die gewohnte Versorgung aufrechtzuerhalten. Die Datensicherung, die sofort nach dem Angriff ergriffen wurde, hat zwar einige Erfolge gezeigt, jedoch ist der vollständige Zugriff auf alle Daten noch nicht wiederhergestellt.

Experten wie Johannes Rundfeldt von der AG Kritis äußern sich zu der ungewöhnlich langen Dauer der Systembeeinträchtigung. In der Regel sind Einrichtungen in der Lage, innerhalb weniger Tage wieder auf Backups zurückzugreifen. Der anhaltende Ausfall der Systeme könnte auf die Schwere des Angriffs oder auf unzureichende Vorbereitungen auf solche Vorfälle hindeuten.

Die Cyberangriffe auf Gesundheitseinrichtungen sind in den letzten Jahren angestiegen, wobei insbesondere Einrichtungen der Johannesstift Diakonie verstärkt ins Visier genommen werden. Laut Matthias Schulze vom Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik sind die Angriffe aus Russland seit Juli 2024 erheblich gestiegen. Diese zunehmende Bedrohung unterstreicht die Notwendigkeit für Gesundheitseinrichtungen, ihre Cybersicherheitsmaßnahmen zu verstärken.

Die Johannesstift Diakonie hat in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Investitionen in die IT-Sicherheit getätigt. Trotz der Tatsache, dass die Einrichtung nicht zur kritischen Infrastruktur zählt, wurden umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt, um sich gegen derartige Angriffe zu wappnen. Es bleibt abzuwarten, wie schnell die Systeme vollständig wiederhergestellt werden können. Die Diakonie hat angekündigt, dass sie in den kommenden Tagen einen Zeitplan zur Wiederherstellung der Systeme vorstellen wird.

Die Notfallversorgung der Patienten ist jedoch sichergestellt. Die Notaufnahmen und geplante Operationen laufen wieder, auch wenn die administrativen Bereiche noch nicht vollständig betriebsbereit sind. Die Mitarbeitenden der Johannesstift Diakonie sind weiterhin telefonisch erreichbar, um Patienten und Angehörigen Informationen zu geben und Unterstützung zu bieten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Johannesstift Diakonie nach dem Cyberangriff vor enormen Herausforderungen steht. Der Schutz und die Wiederherstellung der Patientendaten sind von zentraler Bedeutung, um die Kontinuität der medizinischen Versorgung sicherzustellen. Die fortlaufenden Bemühungen um die Wiederherstellung der IT-Systeme und die Unterstützung durch externe Sicherheitsexperten sind entscheidend für die Lösung dieser komplexen Situation.

Die Johannesstift Diakonie wird die Öffentlichkeit und die betroffenen Patienten regelmäßig über den Stand der Dinge informieren, um Transparenz über die Entwicklungen und Maßnahmen zur Verbesserung der IT-Sicherheit zu gewährleisten.

Quellen:

- Johannesstift Diakonie

- rbb24

- MDR Sachsen-Anhalt

- AG Kritis

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 in Kategorie: 
Wirtschaft

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