Die Kleiderberge wachsen: Berliner Stadtmission kämpft mit Spendenflut
Die Berliner Stadtmission steht vor einem wachsenden Problem: Immer mehr unbrauchbare Kleidung landet in ihren Containern und Spendenannahmestellen. Wie rbb24 berichtet, ist dies eine Folge der neuen Regulierungen zur Altkleiderentsorgung, die seit Jahresbeginn gelten. Textilien dürfen nicht mehr im Hausmüll entsorgt werden, was offenbar viele Menschen verunsichert und dazu führt, dass sie auch unbrauchbare Kleidung spenden.
Die Situation stellt die Hilfsorganisation vor enorme Herausforderungen. Wöchentlich erreichen elf Tonnen Kleidung den Textilhafen der Stadtmission an der Storkower Straße, wie rbb24 weiter meldet. Die Mitarbeiter*innen müssen die Spenden akribisch prüfen, doch vieles ist verschlissen, beschädigt oder saisonal unpassend. Annett Kapplow, Mitglied des Leitungsteams im Textilhafen, beobachtet, dass seit dem 1. Januar die Qualität der Spenden abnimmt. Man finde sogar zerschlissene Schuhe, ein Zeichen dafür, dass die Menschen schnell ausmisten wollen, so Kapplow gegenüber rbb24.
Die Entsorgung des unbrauchbaren Mülls verursacht hohe Kosten. Wie die Pressesprecherin Barbara Breuer gegenüber rbb24 erklärte, gab die Stadtmission im letzten Jahr rund 10.000 Euro für die Müllentsorgung aus. Für eine Hilfsorganisation sei das ein "riesiger Batzen", so Breuer. Die taz berichtete bereits 2019 über die Problematik der überschüssigen Textilien. Damals erklärte Ana Lichtwer, Projektleiterin des Textilhafens, dass nur 10 Prozent der Spenden tatsächlich verwendet werden könnten. Gründe dafür seien unter anderem die Diskrepanz zwischen den hauptsächlich weiblichen Kleiderspenden und dem Bedarf an Männerkleidung, sowie die antizyklischen Spenden.
Die Berliner Stadtmission ist auf Spenden angewiesen, um obdachlose und bedürftige Menschen zu unterstützen, insbesondere im Winter. Wie rbb24 berichtet, werden in der Kleiderkammer des Vereins täglich 180 Menschen mit Kleidung versorgt. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 24.510 Personen eingekleidet. Die Kosten pro Person belaufen sich im Schnitt auf 18 Euro, wie Breuer gegenüber rbb24 erklärte. Personal, Lagerräume und Transport müssen finanziert werden.
Die Spendenbereitschaft ist laut rbb24 besonders in der Weihnachtszeit hoch, flaut aber in den ersten Monaten des neuen Jahres wieder ab. Dieses Muster zeigt sich auch bei Geldspenden, wie der Deutsche Spendenrat berichtet. Gleichzeitig sinkt die Anzahl der Spender*innen, so Geschäftsführer Martin Wulff.
Die Problematik der Kleiderspenden ist komplex, wie auch lebenskleidung.com in einem Blogbeitrag betont. Der Überfluss an Kleidung, der durch die Fast-Fashion-Industrie produziert wird, führt zu Problemen im globalen Süden, wo die überschüssige Kleidung oft exportiert wird. lebenskleidung.com plädiert für einen bewussteren Konsum und die Unterstützung lokaler, nachhaltiger Marken.
Quellen:
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/02/kleidersammlung-kleidercontainer-spenden-textilhafen-berliner-ststadtmission.html
https://taz.de/Sozialunternehmerin-ueber-Altkleider/!5596867/
https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/12/altkleider-eu-richtlinie-schwarze-tonne-muell-recycling-bsr.html
https://www.lebenskleidung.com/de/blog/post/kleiderspenden-altkleider
https://www.evangelisch.de/inhalte/183268/09-03-2021/probleme-beim-verteilen-von-kleiderspenden
https://taz.de/Berliner-Stadtmission/!t5600977/