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Kreuzberg: Baustart auf historischem Bockbrauerei-Gelände

Das Bauprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Bockbrauerei in Berlin-Kreuzberg hat nach jahrelangen Verzögerungen und intensiven Verhandlungen nun endlich begonnen. Die Bauwert AG entwickelt hier ein gemischtes Quartier, das Wohnraum, Büroflächen und eine Kindertagesstätte (Kita) umfasst. Diese Entwicklung folgt auf eine lange Phase der Planung und Diskussionen, die ursprünglich durch langwierige Genehmigungsprozesse und Widerstände von Anwohnerinitiativen behindert wurde.

Die Baustelle erstreckt sich zwischen der Fidicinistraße und der Schwiebusser Straße, unweit des Tempelhofer Feldes. Aktuell sind zahlreiche Bauarbeiter damit beschäftigt, mehrere neue Gebäude auf dem Areal hochzuziehen. Die Bauwert AG zeigt sich entschlossen, den Zeitverlust aufzuholen, der durch die erst kürzlich erfolgten Genehmigungen und Gespräche mit dem Bezirksamt entstanden ist.

Das geplante Quartier

Das neue Quartier wird insgesamt 220 Wohnungen umfassen, die sich in 130 Eigentumswohnungen und 90 Mietwohnungen aufteilen. Darüber hinaus sind Mikroapartments für Studierende sowie Büroflächen vorgesehen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Projektes ist die Einrichtung einer Kita, die den Bedürfnissen der Anwohner gerecht werden soll. Auch Gastronomie und lokale Gewerbeflächen sind in die Planungen integriert, um eine lebendige Nachbarschaft zu fördern.

Die Idee hinter dem Projekt ist es, eine "Kreuzberger Mischung" zu schaffen, die den Charakter des Viertels widerspiegelt. Die Bauwert AG hat betont, dass der Erhalt althergebrachter Gebäude und deren Umnutzung von großer Bedeutung ist. Insbesondere die historischen Kellergewölbe und das Schankhaus im Burgenstil sollen erhalten bleiben und in die neue Nutzung integriert werden.

Hintergründe der Verzögerungen

Die Anfänge des Bauvorhabens reichen bis ins Jahr 2016 zurück, als die Bauwert AG das Gelände erwarb. Die ursprünglichen Pläne sahen den Abriss der bestehenden historischen Gebäude vor, um Platz für mehr als 400 Wohnungen zu schaffen. Diese Pläne stießen jedoch auf erheblichen Widerstand sowohl von Anwohnern als auch von Stadträten, was zu umfangreichen Änderungen in den Bauvorhaben führte. Letztendlich einigte man sich auf einen Kompromiss, der eine geringere Anzahl an Wohnungen, dafür aber mehr Raum für kulturelle und gewerbliche Nutzung vorsah.

Ein weiterer Aspekt, der die Planung verzögerte, war die Notwendigkeit, Gedenkorte für die Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkriegs in den Kelleranlagen der Bockbrauerei arbeiten mussten, zu schaffen. Diese historischen Überlegungen führten zu notwendigen Anpassungen der ursprünglichen Baupläne und erhöhten die Kosten, die von ursprünglich 220 Millionen Euro auf mindestens 300 Millionen Euro anstiegen.

Die Vision für die Bockbrauerei

Die Bauwert AG plant, das neue Quartier bis Ende 2026 fertigzustellen. Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) bezeichnete das Projekt als "Mehrwert für die Stadt" und betonte die Notwendigkeit, alle Aspekte des Lebens – Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit – in neuen Quartieren zu berücksichtigen. Auch Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) hob hervor, dass das neue Quartier die unterschiedlichen Bedürfnisse des Bezirks vereinen wird.

Ein besonderes Augenmerk gilt der Integration von kulturellen Einrichtungen, die in der Vergangenheit oft durch den wachsenden Wohnungsbau verdrängt wurden. Im neuen Quartier sollen verschiedene kulturelle Nutzungen Platz finden, darunter auch alte Institutionen, die bereits in der Bockbrauerei ansässig sind.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Mit der Grundsteinlegung hat das Projekt jetzt offiziell begonnen, und die Vermarktung der Eigentumswohnungen ist bereits angelaufen. Die Preise für die neuen Wohnungen liegen zwischen 500.000 und 3.500.000 Euro, abhängig von Größe und Ausstattung. Die Bauwert AG zeigt sich optimistisch und rechnet mit einer hohen Nachfrage, insbesondere aufgrund der attraktiven Lage im Bergmannkiez, der als einer der begehrtesten Wohnorte in Berlin gilt.

Die Bockbrauerei selbst hat eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1839 zurückreicht. Sie war die erste Brauerei in Berlin, die Bier im untergärigen Verfahren herstellte. Damit gilt das Gelände nicht nur als historisches Erbe, sondern auch als wichtiger Bestandteil der Berliner Kulturgeschichte. Die Bauwert AG möchte diese Geschichte bewahren, während gleichzeitig modernster Wohnraum und Gewerbeflächen geschaffen werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Bauprojekt auf dem Gelände der Bockbrauerei in Kreuzberg nicht nur eine bauliche Neuinterpretation darstellt, sondern auch eine Bemühung, die kulturellen und historischen Wurzeln des Stadtteils zu respektieren und zu integrieren. Das Quartier steht vor der Herausforderung, eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Anwohner und den Erfordernissen des Marktes zu finden, während es gleichzeitig als Modell für zukünftige Stadtentwicklungen in Berlin dienen könnte.

Quellen

Der Artikel basiert auf Informationen aus verschiedenen Quellen, darunter Pressemitteilungen der Bauwert AG, Berichte der Berliner Woche und Aussagen von Stadtentwicklungspolitikern.

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 in Kategorie: 
Kultur

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