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Moses-Mendelssohn-Preis: Mit Hummus Brücken bauen

In einer Zeit, in der die Welt oft von Konflikten und Missverständnissen geprägt ist, gibt es Orte, die gegen den Strom schwimmen. Ein solches Beispiel ist das israelisch-palästinensische Restaurant „Kanaan“ in Berlin, das von Jalil Dabit und Oz Ben David betrieben wird. Ihre Bemühungen um Verständigung und Toleranz wurden nun mit dem Moses-Mendelssohn-Preis ausgezeichnet, einem Preis, der für die Förderung der Toleranz gegenüber Andersdenkenden und zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen steht.

Der Moses-Mendelssohn-Preis wird seit 1980 alle zwei Jahre verliehen und erinnert an den jüdischen Aufklärer Moses Mendelssohn, der für seinen Einsatz für Toleranz und Verständigung bekannt ist. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird vom Berliner Kultursenator überreicht. Jalil Dabit und Oz Ben David sind nun Teil einer illustrierten Liste von Preisträgern, die für ihren Beitrag zur Förderung des Dialogs und der Verständigung zwischen den Kulturen geehrt wurden.

Das Restaurant „Kanaan“ ist nicht nur ein Ort, an dem man köstlichen Hummus genießen kann, sondern auch ein Symbol für die Möglichkeit des friedlichen Zusammenlebens. Dabit und Ben David repräsentieren zwei Nationen, die oft in Konflikt stehen, und zeigen, dass Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis durchaus möglich sind. Ihr Motto „Make Hummus, not war“ spiegelt ihre Philosophie wider, dass Essen ein verbindendes Element ist, das Menschen zusammenbringen kann.

Die Idee, ein Restaurant zu gründen, das sowohl Israelis als auch Palästinenser willkommen heißt, kam Dabit und Ben David in einer Zeit, als sie erfuhren, dass das gemeinsame Kochen und Essen eine Möglichkeit ist, Vorurteile abzubauen und Empathie zu fördern. Ihr Restaurant wird zu einem Ort der Geselligkeit für Menschen unterschiedlicher Herkunft; hier sind Juden, Muslime, Christen und Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierungen gleich willkommen.

Die Eröffnung des Restaurants war nicht ohne Herausforderungen. Ende Juli wurde das Innere des Lokals von Unbekannten verwüstet, was eine Welle der Solidarität in der Gemeinschaft auslöste. Trotz dieser Attacke ließen sich Dabit und Ben David nicht entmutigen und eröffneten nur einen Tag später wieder. Ihr unerschütterlicher Glaube an ihre Mission und die Kraft des Essens, um Menschen zu verbinden, ist beeindruckend. Es wurde betont, dass Essen eine Form der Kommunikation ist, die Brücken bauen kann, wenn andere Wege versperrt sind.

In seiner Laudatio würdigte Kultursenator Joe Chialo die beiden Gastronomen als Vorbilder, die in herausfordernden Zeiten das Verbindende suchen. „Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme,“ sagte er und unterstrich, dass das gemeinsame Essen neue Erzählungen schafft und verhärtete Positionen aufweichen kann. Dabit und Ben David sehen sich als „energy creators“, die nicht nur durch ihre Gerichte positive Energie und Träume verbreiten, sondern auch das Potenzial haben, einen Perspektivwechsel herbeizuführen, indem sie die Geschichten und Erfahrungen der jeweils anderen verstehen.

Beide Männer haben eine bewegte Vergangenheit, die stark von ihren kulturellen Hintergründen geprägt ist. Oz Ben David wuchs in einer zionistischen Siedlung auf, während Jalil Dabit in Ramallah lebt, wo seine Familie seit fünf Generationen ein Restaurant betreibt. Beide sind sich einig, dass ein friedliches Zusammenleben ohne die Wahrung der Würde und Freiheit der Palästinenser nicht möglich ist. Dabit sagte: „Wenn wir einander zuhören und die Geschichten der anderen verstehen, dann ist dieser Perspektivwechsel ein Geschenk für alle.“

Die Preisverleihung fand im Festsaal des Roten Rathauses in Berlin statt, und die Gäste konnten sich zudem an einer Vielzahl von Hummus-Varianten erfreuen, die Caterer eßkultur bereitstellte. Diese Vielfalt an Geschmäckern und Zutaten repräsentiert die kulturelle Fusion, die „Kanaan“ verkörpert. Die Gäste wurden ermutigt, verschiedene Sorten zu probieren und ins Gespräch zu kommen, was den Gedanken der Gemeinschaft und des Dialogs unterstrich.

Die Zukunft des Restaurants „Kanaan“ sieht vielversprechend aus. Dabit und Ben David planen, Geflüchtete anzulernen und sie dabei zu unterstützen, eigene Restaurants zu eröffnen. Mit dem Café Levantina in der Rigaer Straße haben sie bereits ein erstes Beispiel geschaffen. Diese Initiative könnte zu einer „Kette des Friedens“ führen, die die leckeren Praktiken der Toleranz weiter verbreitet.

In einer Welt, in der Polarisierung und Konflikte häufig die Schlagzeilen dominieren, zeigt das Restaurant „Kanaan“, wie wichtig es ist, Brücken zu bauen. Die Auszeichnung mit dem Moses-Mendelssohn-Preis ist ein starkes Zeichen der Anerkennung für die Bemühungen von Oz Ben David und Jalil Dabit, Verständigung und Integration durch Essen zu fördern. Ihre Geschichte ist ein Beispiel dafür, dass Gastronomie mehr ist als nur ein Geschäft; sie kann ein Werkzeug für sozialen Wandel und Frieden sein.

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 in Kategorie: 
Kultur

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