Die Zahl der Verfahren im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsübertretungen in Berlin hat 2024 einen neuen Höchstwert erreicht. Laut Andreas Winkelmann, Leiter der Spezialabteilung für verbotene Kraftfahrzeugrennen bei der Berliner Staatsanwaltschaft, bearbeiteten die Amts- und Staatsanwaltschaften im vergangenen Jahr 923 Fälle. Dies teilte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Der bisherige Rekord von 871 Fällen aus dem Jahr 2020 wurde damit deutlich überschritten.
Winkelmann sieht den Grund für den Anstieg vor allem in der zunehmenden Verbreitung von hochmotorisierten Fahrzeugen. Gegenüber der dpa kritisierte er, dass junge Männer zu leicht Zugang zu solchen Autos hätten. Auch verstärkte Polizeikontrollen und die konsequente Verfolgung von Fluchtfahrten tragen zu den höheren Fallzahlen bei. Laut Winkelmann betreffen rund 40 Prozent der Verfahren Fluchtfahrten, die oft im Zusammenhang mit Drogendelikten stehen.
Etwa ein Drittel der Fälle betrifft sogenannte „Alleinraser“, die durch überhöhte Geschwindigkeit auffallen. Ein weiteres Drittel entfällt auf „klassische Rennen“ zwischen mehreren Fahrern. Die meisten dieser Fälle werden von der Amtsanwaltschaft bearbeitet, die für weniger schwere Straftaten zuständig ist. Von den 923 Verfahren im Jahr 2024 sind laut Winkelmann 181 noch offen, 267 wurden vor Gericht verhandelt und 280 eingestellt, zum Beispiel weil der Fahrer nicht ermittelt werden konnte. Manche dieser eingestellten Verfahren werden jedoch als Ordnungswidrigkeiten weiterverfolgt.
Berlin gilt bundesweit als Hotspot für illegale Autorennen. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich im Februar 2016 am Kurfürstendamm, als ein unbeteiligter 69-jähriger Autofahrer durch ein illegales Rennen ums Leben kam. Die beteiligten Fahrer wurden wegen Mordes verurteilt. Im Mai 2024 kam es erneut zu einem schweren Unfall in der Nähe des KaDeWe, bei dem eine 18-Jährige starb und mehrere Personen schwer verletzt wurden. Die Staatsanwaltschaft geht in diesem Fall von einem „Alleinrennen“ aus.
Auch die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) berichtet über den Anstieg der Raser-Fälle in Berlin und die verstärkten Anstrengungen im Kampf gegen illegale Rennen. Die Zeitung hebt den „Kick“ hervor, den Raser durch das Beschleunigen und Überholen von Konkurrenten erleben, und verweist auf die oft nur Sekunden dauernden, aber hochgefährlichen Aktionen.
Wie der Kölner Stadt-Anzeiger am 22. Januar 2023 unter Berufung auf die dpa berichtete, wurden im Jahr 2022 insgesamt 755 Verfahren wegen Raserei in Berlin eingeleitet. Oberamtsanwalt Winkelmann betonte die Bedeutung technischer Beweismittel wie Fahrzeugdaten, Navigationsdaten und Videoaufzeichnungen bei der Verfolgung von Rasern. Seit der Verschärfung des Gesetzes im Jahr 2017, durch die verbotene Kraftfahrzeugrennen von einer Ordnungswidrigkeit zu einer Straftat hochgestuft wurden, sind laut Winkelmann in Berlin 3450 Verfahren eingeleitet worden.
Quellen:
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- Deutsche Presse-Agentur (dpa)
- Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ)
- Kölner Stadt-Anzeiger
- Berliner Morgenpost