Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen illegaler Straßenrennen in Berlin hat 2024 einen neuen Höchstwert erreicht. Laut Angaben von Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann, Leiter der zuständigen Spezialabteilung in Berlin, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bearbeiteten die Justizbehörden im vergangenen Jahr 923 Fälle. Dies stellt einen "traurigen Rekord" dar, so Winkelmann via dpa. Der bisherige Höchststand von 871 Fällen stammte aus dem Jahr 2020. Im Vergleich dazu gab es 2023 811 Verfahren, 2022 755 und 2017, im ersten Jahr nach der Verschärfung des Gesetzes, 345.
Als einen Grund für den Anstieg nennt Winkelmann gegenüber der dpa den anhaltenden Trend zu leistungsstarken Fahrzeugen und die zu leichte Verfügbarkeit dieser Autos für junge Männer. Auch die verstärkten Polizeikontrollen tragen zu den höheren Zahlen bei. „Die Polizei zeigt außerdem konsequent jede Fluchtfahrt an“, erklärte Winkelmann der dpa.
Nicht alle dieser Fälle erfüllen laut dpa die Kriterien für ein illegales Straßenrennen. Ungefähr 40 Prozent der Verfahren betreffen Fluchtfahrten, oft im Zusammenhang mit Drogendelikten, wie zum Beispiel bei sogenannten „Koks-Taxis“.
Etwa ein Drittel der Fälle sind laut Staatsanwaltschaft, wie die dpa berichtet, „klassische Rennen“ zwischen zwei oder mehr Fahrern, der Rest entfällt auf sogenannte „Alleinraser“. Die meisten Fälle werden von der Amtsanwaltschaft bearbeitet, die für weniger schwere Straftaten zuständig ist.
Von den 923 Verfahren im Jahr 2024 sind laut Winkelmann (dpa) 181 noch in Bearbeitung, da die Ermittlungen oft komplex sind. 267 Fälle kamen vor Gericht, 280 Verfahren wurden eingestellt, beispielsweise weil der Fahrer nicht ermittelt oder die Tat nicht nachgewiesen werden konnte. In einigen dieser Fälle werden die Vorwürfe dann als Ordnungswidrigkeit weiterverfolgt.
Berlin gilt deutschlandweit als Hotspot für Raserei. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich im Februar 2016 auf dem Kurfürstendamm, bei dem ein unbeteiligter 69-jähriger Autofahrer durch ein illegales Rennen ums Leben kam. Wie der rbb berichtet, betrat Berlin mit der strafrechtlichen Bewertung der sogenannten „Ku'damm-Raser“ juristisches Neuland. Die beiden Fahrer wurden inzwischen rechtskräftig wegen Mordes verurteilt.
Quellen:
- Deutsche Presse-Agentur (dpa)
- rbb24: Berliner Justiz hat im letzten Jahr über 920 Raser-Vorfälle bearbeitet
- rbb24: Berliner Polizei blitzt Raser mit 120 km/h in der 50er-Zone (04.01.2025)