Trotz Zunahme psychischer Erkrankungen: Immer weniger Jugendliche nutzen Reha

In den letzten Jahren hat sich die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zunehmend verschlechtert, insbesondere seit der Covid-19-Pandemie, die viele junge Menschen in eine psychische Krise gestürzt hat. Eine neue Erhebung zeigt jedoch, dass trotz dieser alarmierenden Zunahme psychischer Erkrankungen die Inanspruchnahme von Rehabilitationsmaßnahmen bei Jugendlichen kontinuierlich zurückgeht. Dies gibt Anlass zu Besorgnis, da Rehabilitationsangebote entscheidend für die Genesung und die langfristige psychosoziale Entwicklung betroffener Jugendlicher sind.

Aktuelle Situation der psychischen Gesundheit bei Jugendlichen

Die Corona-Pandemie hat die Lebensumstände vieler Kinder und Jugendlicher drastisch verändert. Studien belegen einen signifikanten Anstieg psychischer Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Verhaltensauffälligkeiten. Insbesondere in der Altersgruppe der fünf- bis neunjährigen Kinder wurde ein Anstieg der Krankheitsfälle um 26,2 Prozent verzeichnet. Im Jahr 2019 ergaben sich noch 9.354 Leistungen aufgrund psychosomatischer Erkrankungen, während diese Zahl 2023 auf 10.152 stieg. Dies entspricht einem Anstieg von 8,5 Prozent insgesamt, was die Dringlichkeit der Situation unterstreicht.

Rückgang der Reha-Nutzung

Gegenläufig zu den steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen ist die Anzahl der Jugendlichen ab zwölf Jahren, die Rehabilitationsmaßnahmen in Anspruch nehmen, rückläufig. Experten, darunter Brigitte Gross von der Deutschen Rentenversicherung Bund, führen diesen Rückgang auf mehrere Faktoren zurück, darunter den Erfolgsdruck in der Schule und die Sorge, durch eine Reha wichtigen Schulstoff zu verpassen. Trotz der Tatsache, dass der Unterricht während der Reha eingeplant ist, scheinen viele Jugendliche die Rehabilitation als zusätzliche Belastung zu empfinden.

Die Bedeutung der rehabilitativen Maßnahmen

Die Rehabilitation für Kinder und Jugendliche ist entscheidend, um ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit wiederherzustellen oder zu verbessern. Die Deutsche Rentenversicherung übernimmt nicht nur die Behandlungskosten, sondern auch die Verpflegung und Unterkunft der Jugendlichen. Rehabilitationsmaßnahmen sind in der Regel auf eine Dauer von vier Wochen ausgelegt und können stationär oder ambulant erfolgen, je nach Schwere der Erkrankung.

Familien, die in dieser schwierigen Lage Unterstützung benötigen, können zudem von finanziellen Entlastungen profitieren. Wenn ein Elternteil ein jüngeres Kind während der stationären Reha begleitet, werden die Verdienstausfälle ebenfalls übernommen.

Gründe für die Inanspruchnahme von Reha

Die Gründe für den Rückgang der Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen sind vielfältig. Die Kombination aus schulischem Druck, sozialen Ängsten und dem Gefühl, durch eine Reha im schulischen Alltag zurückzufallen, führt dazu, dass viele Jugendliche sich gegen eine Rehabilitationsmaßnahme entscheiden. Dabei könnte eine frühzeitige Intervention durch Reha-Maßnahmen entscheidend für die Bewältigung ihrer Probleme sein. Besonders gefährdet sind die Jugendlichen, die aufgrund ihrer psychischen Störungen nicht regelmäßig zur Schule gehen können, was langfristige Auswirkungen auf ihre Bildungs- und Berufschancen haben kann.

Fachkräftemangel in der Reha

Ein weiteres zentrales Thema, das während der Jahrestagung des Bündnisses für Kinder- und Jugendrehabilitation angesprochen wurde, ist der Fachkräftemangel in der Rehabilitationsbranche. Die Gewinnung und Bindung qualifizierter Fachkräfte ist essenziell, um die Qualität der Reha-Programme aufrechterhalten zu können. Die Deutsche Rentenversicherung hat ihre Unterstützung zugesagt, um den Einrichtungen bei der Anpassung an neue Strukturvorgaben zur Seite zu stehen.

Fazit und Ausblick

Die steigende Zahl psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen erfordert ein Umdenken in der Gesellschaft und im Gesundheitswesen. Es gilt, die Hemmnisse für die Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen zu identifizieren und abzubauen. Dabei sind Aufklärung, Sensibilisierung und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Eltern und Fachleuten gefordert. Nur so kann sichergestellt werden, dass betroffene junge Menschen die notwendige Hilfe erhalten, die sie benötigen, um ihre Herausforderungen zu bewältigen und wieder auf den richtigen Weg zu kommen.

In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen und der Herausforderungen ist es von großer Bedeutung, dass sowohl die Politik als auch die Gesellschaft die Rehabilitationsangebote für Kinder und Jugendliche stärken und weiterentwickeln. Die Zukunft der jungen Generation hängt von der Gesundheitsversorgung ab, die sie heute erhalten.

Für weiterführende Informationen zur Kinder- und Jugendrehabilitation steht die Webseite der Deutschen Rentenversicherung als Ressource zur Verfügung.

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