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In der Diskussion um die geplante Erweiterung der Autobahn A100 in Berlin hat sich eine bemerkenswerte Bewegung formiert, die das Nachtleben und die Clubkultur der Stadt ins Zentrum ihrer Proteste stellt. Der Protest, der unter dem Motto „A100 wegbassen“ bekannt ist, fand am 13. September 2024 auf dem Markgrafendamm statt und zog eine Vielzahl von Menschen an, die demonstrativ zu Technobeats tanzten. Diese Aktion verdeutlicht die Sorgen vieler Berliner Clubs, die durch den geplanten Bau des 17. Bauabschnitts der A100 bedroht sind.

Der geplante Ausbau der Autobahn soll sich über vier Kilometer erstrecken und führt durch die Stadtteile Friedrichshain und Lichtenberg. Dabei droht nicht nur der Verlust von wertvollen Kulturräumen, sondern auch eine erhebliche Veränderung des Stadtbildes. Die Clubs, die sich in dieser Gegend angesiedelt haben, sind nicht nur Orte des Nachtlebens, sondern auch Zentren kultureller Vielfalt und kreativer Ausdrucksformen. So äußerte die Clubcommission, die Interessenvertretung der Berliner Clubs, dass der Weiterbau der A100 eine Bedrohung für zahlreiche Kulturräume darstellt. Laut Schätzungen könnten bis zu zwei Dutzend Clubs und kulturelle Einrichtungen der Abrissbirne zum Opfer fallen.

Die Stimmung unter den Clubbetreibern ist angespannt. Initiativen wie „Fridays for Future“ und verschiedene Kulturorte engagieren sich aktiv gegen den geplanten Autobahnausbau. Sie sehen den Protest-Rave als eine Möglichkeit, auf die kulturellen und sozialen Bedeutung der bedrohten Clubs aufmerksam zu machen. „Gemeinsam tanzen und demonstrieren wir für ein solidarisches und klimafreundliches Berlin“, lautete der Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration. Diese Verknüpfung von Klimaschutz und der Verteidigung der Clubkultur ist zentral für das Anliegen der Protestierenden und soll die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit einer nachhaltigen Stadtentwicklung lenken.

Der 17. Bauabschnitt der A100 ist seit Jahren umstritten. Befürworter argumentieren, dass die Verkehrssituation in Berlin mit der Erweiterung der Autobahn verbessert werden könnte. Das Bundesverkehrsministerium betont, dass die Pläne seit langem im Flächennutzungsplan verzeichnet sind. Kritiker hingegen weisen darauf hin, dass in Zeiten der Klimakrise der Ausbau von Straßen nicht die Lösung der Verkehrsprobleme ist. Die finanziellen Mittel, die in den Autobahnbau investiert werden, könnten stattdessen in den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel und nachhaltige Mobilitätslösungen fließen.

Ein weiterer Aspekt des Protests ist die Anerkennung von Techno als immaterielles Kulturerbe. Im Jahr 2023 wurde beschlossen, dass die Berliner Techno-Szene als schützenswertes Kulturgut gilt. Diese Entscheidung, die von der Kultusministerkonferenz getroffen wurde, könnte den Clubs eine stärkere Stimme in der politischen Diskussion geben. Doch wie Elisabeth Steffen vom Club ://about blank anmerkt, bleibt fraglich, ob dieser Status tatsächlich einen Einfluss auf die Planungen der A100 haben wird. „Es geht nicht um bauliche Denkmale“, erklärt Martin Peter, Pressesprecher der UNESCO Deutschland, und lässt damit erkennen, dass der Schutz des immateriellen Kulturerbes nicht automatisch rechtliche Konsequenzen für die Infrastrukturentwicklung mit sich bringt.

Die Clubs in Berlin kämpfen nicht nur gegen den Verlust ihrer Existenz, sondern auch um die kulturelle Identität der Stadt. Der Protest-Rave am Markgrafendamm ist mehr als nur eine Demonstration gegen den Autobahnbau; er ist ein Ausdruck der kulturellen Widerstandsfähigkeit einer Stadt, die für ihre lebendige Nachtkultur bekannt ist. Die Organisatoren des Raves planen, dass verschiedene Bühnen von den anliegenden Clubs betrieben werden, um die Vielfalt der Berliner Clublandschaft zu repräsentieren. Diese Form des Protests könnte als Modell für zukünftige Demonstrationen dienen, die die Verbindung zwischen urbanen Lebensstilen und kulturellem Erbe thematisieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Protest gegen den Ausbau der A100 nicht nur eine lokale Angelegenheit ist, sondern ein Zeichen für den Umgang mit urbanem Raum im Kontext von Kultur und Klimaschutz. Der Rave am 13. September und ähnliche Aktionen könnten einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung der Clubkultur und die politische Diskussion über den Autobahnausbau haben. Die Frage, ob die Autobahn tatsächlich gebaut wird, bleibt weiterhin offen, doch der Widerstand der Berliner Clubs wird ohne Zweifel bestehen bleiben.

Quellen:

  • Der Standard
  • dpa
  • Morgenpost
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 in Kategorie: 
Kultur

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