Die Bauwirtschaft in Berlin und Brandenburg steht vor großen Herausforderungen, die durch die zunehmend unterschiedlichen Bauordnungen der beiden Bundesländer verstärkt werden. Wie Katarzyna Urbanczyk-Siwek, Geschäftsführerin der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg e.V., gegenüber rbb|24 erklärte, führt die uneinheitliche Rechtslage zu einem erheblichen Mehraufwand an Bürokratie und erschwert die Planung und Umsetzung von Bauvorhaben. Unterschiedliche Vorschriften, wie beispielsweise die in Berlin geltende, aber in Brandenburg fehlende Solar- und Dachbegrünungspflicht, oder umgekehrt der in Brandenburg vorgeschriebene, in Berlin aber nicht notwendige Erschütterungsnachweis, verdeutlichen diese Problematik. Auch die geplante Berliner Regelung, ab 2025 drei Viertel aller neu gebauten Wohnungen barrierefrei zu gestalten, für die es in Brandenburg keine Entsprechung gibt, trägt zur Divergenz bei. rbb|24 berichtet, dass die Fachgemeinschaft Bau diese unterschiedlichen Anforderungen kritisiert und eine Harmonisierung der Bauordnungen fordert. Die zunehmende Abweichung zwischen den beiden Bundesländern wird als belastender "Spagat" für die Branche beschrieben.

Zusätzlich zu den unterschiedlichen Bauordnungen kämpft die Bauwirtschaft mit langen Bearbeitungszeiten für Baugenehmigungen, besonders in Berlin. Laut Fachgemeinschaft Bau dauert ein Bebauungsplanverfahren in Berlin fünf bis acht Jahre, verglichen mit durchschnittlich nur eineinhalb Jahren in Hamburg. Als Grund für diesen Unterschied werden die in Hamburg umgesetzte Digitalisierung der Verfahren und die Einführung von Bearbeitungsfristen genannt. Das für Dezember 2024 geplante Berliner "Schneller-Bauen-Gesetz" soll ebenfalls zu einer Beschleunigung der Verfahren beitragen. rbb|24 berichtet jedoch, dass 50 Millionen Euro des dafür vorgesehenen Budgets gestrichen wurden, was die Umsetzung des Gesetzes gefährden könnte. Haufe.de berichtete bereits am 20.08.2024 über den Senatsbeschluss zu diesem Gesetz.

Die ohnehin angespannte Lage der Bauwirtschaft wird durch hohe Materialkosten, bürokratische Hürden und überhöhte Standards weiter verschärft. Eine Konjunkturumfrage der Fachgemeinschaft Bau zeigt, dass die Auftragslage vieler Unternehmen in Berlin und Brandenburg im Vergleich zum Vorjahr schlechter ist. Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg ist die Zahl der Baugenehmigungen für den Wohnungsneubau im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. rbb|24 zufolge sind die Baugenehmigungen im Wohnungsbau in den letzten zwei Jahren in Berlin um 50 Prozent und in Brandenburg um 65 Prozent zurückgegangen. Die Fachgemeinschaft Bau erwartet keine Besserung der Situation im kommenden Jahr.

Ein weiteres Problem stellt der Fachkräftemangel dar. 60 Prozent der Mitgliedsunternehmen der Fachgemeinschaft Bau beschäftigen Mitarbeiter über 50 Jahre. Diese werden in den nächsten Jahren in Rente gehen, während gleichzeitig viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben.

Quellen:
- rbb|24: "Der Spagat zwischen Brandenburgischer und Berliner Bauordnung wird immer größer" (Interview mit Katarzyna Urbanczyk-Siwek)
- rbb|24: "Konjunkturumfrage Fachgemeinschaft Bau: Baubranche in Berlin und Brandenburg im Stimmungs- und Auftragstief"
- Haufe.de: "Schneller-Bauen-Gesetz für Berlin soll ab Dezember gelten"
- Berliner Morgenpost: "Wohnungsnot in Berlin – Wo ist der Ausweg?" (Leserforum)

Veröffentlich am 
November 26, 2024
 in Kategorie: 
Wirtschaft

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