Das Schweigen der Bürgermeister: Ein Zeichen der Spaltung oder der Selbstbeherrschung?

Das Verhalten von Bürgermeistern nach ihrem Rücktritt oder in kritischen Situationen sorgt immer wieder für Diskussionen. Ein Beispiel dafür ist der Fall von Nikolas Häckel auf Sylt. Wie SYLT1 berichtet, hatte sich die Inselbevölkerung mehrheitlich für seine Abwahl ausgesprochen. Häckel selbst äußerte sich zunächst kaum öffentlich zu den Gründen seines Rücktritts, was zu Spekulationen führte. Inzwischen gab es laut SYLT1 eine erste Stellungnahme, in der er seinen – zumindest vorläufigen – Verbleib im Amt begründete. Die genauen Hintergründe seines Rücktritts und seines zwischenzeitlichen Verbleibs im Amt bleiben jedoch weiterhin unklar.

Das Schweigen eines Bürgermeisters kann zu Spaltungen innerhalb der Stadtgesellschaft führen. Dies zeigt sich aktuell in Hofheim am Taunus. Bürgermeister Christian Vogt verwendet zwar wiederholt den Hashtag #hofheimstehtzusammen, doch die Realität sieht laut einem Lokaljournalisten im Hofheim/Kriftel-Newsletter anders aus. Vogt ignoriere die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger in wichtigen Angelegenheiten, wie den Bauprojekten „Jungehag“ und „Vorderheide II“. Anstatt den Dialog zu suchen, schweige er und lasse die Bürger mit ihren Fragen allein.

In Ostbevern hat ein ehemaliger Bürgermeister sein Schweigen gebrochen – allerdings vor Gericht. Wie die „Glocke“ berichtet, äußerte sich Wolfgang Annen im Rahmen eines Korruptionsprozesses. Ihm wird vorgeworfen, bis zu 300.000 Euro angenommen zu haben, um einem befreundeten Unternehmer ein Grundstück für den Bau einer neuen Kita zu verschaffen. In seiner Aussage vor dem Landgericht Münster offenbarte Annen finanzielle Schwierigkeiten im Jahr 2019.

Einen anderen Weg wählte Peter Riehl, Alt-Bürgermeister von Schriesheim. Anlässlich seines 78. Geburtstags gab er der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) ein Interview. Dabei sprach er zwar über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und seine Sorgen um die Stadt, jedoch zur aktuellen Kommunalpolitik schwieg er. Seit dem Ende seiner Amtszeit im Jahr 2006 hält er sich an ein selbstauferlegtes Schweigegelübde zu Themen rund um den Gemeinderat und seinen Nachfolger. Er betonte seine Verbundenheit zu Schriesheim, möchte sich aber nicht öffentlich in das politische Geschehen einmischen.

Quellen:

- SYLT1: Nikolas Häckel - Sylter Bürgermeister bricht sein Schweigen: 'Darum bleibe ich!'

- Hofheim/Kriftel-Newsletter: Wie das Schweigen des Bürgermeisters die Stadtgesellschaft spaltet

- Die Glocke: Ex-Bürgermeister von Ostbevern bricht sein Schweigen

- Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ): Zum Geburtstag bricht Alt-Bürgermeister Riehl sein Schweigen

- Rundblick Unna: „Quellen erübrigen sich“: Ein düsterer Masterplan, zehn dröhnend schweigende Bürgermeister und fünf dröhnende Metaller