Die bundesweiten Haushaltskürzungen stoßen auf heftigen Widerstand. Das als „Hauruck-Verfahren“ kritisierte Vorgehen der Regierung, die Sparmaßnahmen schnell durchzusetzen, sorgt für Empörung bei Opposition, Sozialverbänden und anderen betroffenen Gruppen. Hauptkritikpunkte sind die mangelnde Einbeziehung des Parlaments und die befürchteten negativen Auswirkungen auf soziale Projekte und öffentliche Einrichtungen.
Wie die Berliner Morgenpost berichtete, protestierten Sozialverbände am Donnerstag vor dem Berliner Abgeordnetenhaus gegen die geplanten Kürzungen. Die Regierungskoalition will den Nachtragshaushalt noch in diesem Jahr verabschieden. Dieses Tempo wird von der Opposition als Missachtung parlamentarischer Prozesse angesehen.
Auch in Thüringen gibt es Kritik an den Haushaltsverhandlungen. Die CDU-Fraktion kritisiert dort insbesondere die Kürzungen bei der Landesforstanstalt. Der forstpolitische Sprecher Marcus Malsch befürchtet laut einer Pressemitteilung der CDU-Fraktion Thüringen, dass die Landesforstanstalt ihre Aufgaben nach der Reduzierung der Finanzzuführung um sechs Millionen Euro bis 2025 nicht mehr vollständig erfüllen kann. Malsch warnt vor „katastrophalen“ Folgen für Bereiche wie die forstliche Ausbildung, die Waldpädagogik und die Tourismusförderung.
Die Kritik am Hauruck-Verfahren ist nicht auf die Landesebene beschränkt. Auch auf Bundesebene gab es bereits ähnliche Konflikte. Die Süddeutsche Zeitung und DPA berichteten im Februar 2024 über einen Fehler der SPD im Bundesrat, der dazu führte, dass einige Sparvorhaben der Ampel-Koalition, beispielsweise beim Agrardiesel, zunächst nicht umgesetzt werden konnten. Die Unionsparteien nutzten die Gelegenheit, um die Regierung bloßzustellen. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach von einem „groben Foul“ im Bundesrat. Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, beklagte einen „deutlichen Riss“ und einen Vertrauensbruch in der Zusammenarbeit der Bundesländer.
Selbst in kirchlichen Kreisen regt sich Widerstand gegen das Hauruck-Verfahren. Die OFFENE KIRCHE der Evangelischen Landeskirche in Württemberg kritisiert die strikten Sparpläne des Oberkirchenrats als nicht generationengerecht. Auf der Webseite der OFFENEN KIRCHE äußern Kritiker die Befürchtung, dass die geplanten Einsparungen die Arbeit junger Pfarrerinnen und Pfarrer massiv beeinträchtigen und neben der Gemeindearbeit kaum noch Raum für landeskirchliche Aufgaben lassen.
Die Beispiele aus Berlin, Thüringen, dem Bund und der Kirche verdeutlichen den breiten Widerstand gegen das Hauruck-Verfahren bei den Haushaltskürzungen. Die Kritiker fordern mehr Transparenz und eine stärkere Beteiligung der Betroffenen an den Entscheidungsprozessen.
Quellen:
- Berliner Morgenpost: Kürzungen im Haushalt: Massive Kritik an Hauruck-Verfahren (21.11.2024)
- CDU-Fraktion Thüringen: Malsch: „Linkskoalition öffnet Tür und Tor für Abholzung des Waldes aus finanziellen Gründen“ (21.06.2018)
- Süddeutsche Zeitung: Haushalt im Bundesrat: Union düpiert Ampel beim Agrardiesel (02.02.2024)
- DPA (Berichterstattung zum Bundeshaushalt, Februar 2024)
- offene-kirche.de: Verantwortliche Haushaltslösung anstreben!