Ein Berliner Polizist berichtet anonym über seine Erfahrungen bei Pro-Palästina-Demonstrationen und möchte damit gegen die seiner Meinung nach oft undifferenzierte Darstellung der Protestierenden angehen. Wie die Morgenpost ("Pro-Palästina-Demonstrationen: Polizist packt aus", 22.12.2024) berichtet, verurteilt er Gewalt von allen Seiten und kritisiert gleichzeitig eine vermeintliche Voreingenommenheit der Behörden. Er unterstreicht die Notwendigkeit, zwischen friedlichen Demonstranten und gewaltbereiten Individuen zu unterscheiden.
In einem Interview mit der Bild-Zeitung ("Berliner Polizist packt aus: „Pöbler hoffen, dass wir überreagieren“", 24.10.2024) schildert der Polizist die hohe Belastung durch die Proteste, die oft 70-Stunden-Wochen bedeuten und die Vorbereitung auf Großveranstaltungen wie die Fußball-EM erschweren. Die Demonstrierenden seien eine vielfältige Gruppe, die von Linksextremen über linke Sympathisanten und arabisch- und türkischstämmigen Aktivisten bis hin zu Islamisten reiche. Insbesondere die sogenannten „Sonnenallee-Jungs“ seien der Polizei bekannt und würden häufig mit gewalttätigen Ausschreitungen in Verbindung gebracht.
Der Polizist erklärt gegenüber der Bild-Zeitung, dass eine gängige Taktik der Demonstrierenden die gezielte Provokation von Polizeibeamten sei. Die Beamten würden beschimpft, beleidigt und gleichzeitig mit Handys gefilmt, in der Hoffnung, eine Überreaktion zu provozieren. Diese Aufnahmen würden dann im Internet verbreitet, um die Polizei als gewalttätig darzustellen. Dieser Druck belaste die Beamten, vor allem jüngere Kollegen, die sich im Internet als Faschisten und Gewalttäter diffamiert sehen.
Besonders betroffen seien Polizisten mit türkischem oder arabischem Hintergrund, die von den Demonstrierenden als Verräter beschimpft würden. Der Beamte äußert auch Zweifel an der Arbeit externer Arabisch-Übersetzer, die bei Demonstrationen eingesetzt werden, um gewaltverherrlichende, islamistische und antisemitische Parolen zu erkennen. Er bezweifelt, dass alle problematischen Äußerungen tatsächlich weitergegeben werden.
Trotz der Belastungen und Anfeindungen betont der Polizist die Bedeutung seiner Arbeit. Gerade in Zeiten von Angriffen auf Synagogen sei es wichtig, Polizist zu sein und für die Sicherheit aller Bürger einzustehen. Der Tagesspiegel ("Polizeigewalt: Berliner Polizei leitet offenbar Ermittlung gegen Beamten ein", 21.08.2024) berichtete ebenfalls über einen Vorfall bei einer Pro-Palästina-Demonstration, bei dem ein Polizist eine Frau zu Boden gestoßen haben soll. Die Polizei leitete interne Ermittlungen ein. Amnesty International kritisierte das Vorgehen der Polizei bei der Demonstration. Die Berliner Zeitung berichtete über die Räumung eines Protestcamps von pro-palästinensischen Studenten der Freien Universität Berlin (vor 7 Monaten, "Spontanes Pro-Palästina-Protestcamp von der Polizei geräumt").
Quellen:
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- Berliner Morgenpost: "Pro-Palästina-Demonstrationen: Polizist packt aus" (22.12.2024)
- Bild: "Berliner Polizist packt aus: „Pöbler hoffen, dass wir überreagieren“" (24.10.2024)
- Tagesspiegel: "Polizeigewalt: Berliner Polizei leitet offenbar Ermittlung gegen Beamten ein" (21.08.2024)
- Berliner Zeitung: "Spontanes Pro-Palästina-Protestcamp von der Polizei geräumt" (7 Monate alt)