Theaterprojekt aus Berlin-Marzahn: Wo wir sein können, wer wir sind
Das Theaterprojekt „Next Stop: BLN“, das in diesem Sommer im Konzerthaus Berlin gestartet wurde, gibt Jugendlichen aus Marzahn die Möglichkeit, eigene kreative Ideen in eine Theaterinszenierung umzusetzen. Am 16. November wird das Ergebnis dieser Zusammenarbeit am Gendarmenmarkt aufgeführt. Das Projekt zielt darauf ab, den jungen Teilnehmenden eine Plattform zu bieten, um ihre Identität und ihre Erfahrungen in der Großstadt darzustellen.
In einer inspirierenden Atmosphäre im Tanzstudio Seneca im Gewerbepark Georg-Knorr arbeiten die Jugendlichen intensiv an dem Stück. Unterstützung erhalten sie von der Pianistin Hanni Liang und dem Musiker Kian Jazdi. Die Entstehung des Themas war im Wesentlichen zufällig. Ein ehemaliger Teilnehmer hatte sich besonders gut im Berliner S-Bahn- und U-Bahn-Netz ausgekannt, was dazu führte, dass die Gruppe begann, über Orte und ihre Bedeutung zu sprechen.
Kian Jazdi erklärte, dass der Titel „Next Stop: BLN“ bereits feststand, als sie sich entschlossen, die Orte zu thematisieren, an denen sie sich wohlfühlen. „Es geht um die Suche nach dem, der ich bin und letztendlich auch darum, wo ich zuhause bin“, sagte Hanni Liang. Diese „Wohlfühlorte“ sind für die Jugendlichen von großer Bedeutung, da sie dort Sicherheit und Freiheit zum Ausdruck ihrer eigenen Persönlichkeit finden.
Die Inszenierung umfasst eine Mischung aus Assoziationen, Improvisationen und von den Teilnehmenden selbst geschriebenen Texten. Während des kreativen Prozesses lag der Fokus zunächst auf den Musikstücken, die Liang während der Aufführung spielen wird. Kian Jazdi betont die Herausforderung, den Prozess nicht ständig zu steuern und den Jugendlichen Raum für ihre Ideen zu geben. „Man muss großes Vertrauen in die Gruppe haben. Aber wir schaffen damit einen Raum für die Jugendlichen und ihre Ideen, wir unterstützen sie darin, sich auszuprobieren“, erklärte er weiter.
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Teilhabe. Es wird angestrebt, Kulturinstitutionen wie das Konzerthaus als zugängliche Orte für alle zu gestalten. Hanni Liang äußerte sich zu der Relevanz klassischer Musik in der heutigen Zeit und stellte Fragen zu den Brücken, die zwischen der klassischen Musik und der Jugendkultur geschlagen werden können. „Next Stop: BLN“ wird somit zu einer dieser Brücken, die den Zugang und die Identifikation mit der Kunst für die Jugendlichen erleichtern soll.
Die Premiere des Stücks findet am 16. November um 18 Uhr im Werner-Otto-Saal des Konzerthauses Berlin statt. Die Tickets sind zu einem Preis von 12 Euro erhältlich, während Schülerinnen und Schüler für 8 Euro teilnehmen können. Mit dieser Veranstaltung wird nicht nur ein kreatives Projekt präsentiert, sondern auch ein Zeichen für die Vielfalt und die Stimme der Jugendlichen aus Marzahn gesetzt.
Das Theaterprojekt „Next Stop: BLN“ ist nicht das einzige künstlerische Vorhaben in Marzahn-Hellersdorf. Auch andere Initiativen fördern die Kreativität und den künstlerischen Ausdruck von Jugendlichen im Bezirk. Eines dieser Projekte ist das „Marzahner Schreibspieltheater“, das jungen Menschen zwischen 13 und 18 Jahren ein breites Spektrum an künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten bietet. In einer Schreibwerkstatt unter der Leitung von Theaterpädagogin Maja Das Gupta haben die Teilnehmenden ein Theaterstück zum Thema Mobbing erarbeitet, das den Titel „SELEKTION“ trägt.
Die kreativen Prozesse in diesen Projekten bieten den Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken, sondern leisten auch einen Beitrag zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Durch die Vernetzung verschiedener Einrichtungen, wie das Freizeitforum und die Bezirkszentralbibliothek, wird eine Plattform geschaffen, die den Austausch und die Zusammenarbeit fördert.
Insgesamt zeigt das Theaterprojekt in Berlin-Marzahn, wie bedeutend es für Jugendliche ist, einen Raum für kreative Entfaltung zu haben. Diese Initiativen bieten nicht nur eine Möglichkeit zur künstlerischen Betätigung, sondern auch zur persönlichen Entwicklung und Identitätsfindung. Durch das Engagement von Institutionen und Einzelpersonen wird dafür gesorgt, dass diese Stimmen gehört werden und Platz in der Kulturszene finden.
Solche Projekte sind von großer Wichtigkeit, um die Diversität der Meinungen und Erfahrungen innerhalb der Gesellschaft zu fördern und zu zeigen, wie Kunst als Werkzeug für soziale Teilhabe und Integration dienen kann. Die Aufführung von „Next Stop: BLN“ ist daher nicht nur eine Präsentation von Theaterkunst, sondern auch ein kulturelles Ereignis, das die Vielfalt der Berliner Jugend widerspiegelt und verstärkt.
Für die Zuschauer wird die Inszenierung eine Gelegenheit sein, die Perspektiven der Jugendlichen aus Marzahn kennenzulernen und zu erfahren, welche Orte für sie von Bedeutung sind. Es ist ein Aufruf zur Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen und der Bedeutung von Heimat in einer urbanen Umgebung.