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Verschollener Festsaal aus dem Jahr 1900 in Berlin: Abbau der Supermarkt-Zwischendecke erlaubt erstmals vollständigen Blick

In Berlin-Tegel ist ein historischer Festsaal, der fast 60 Jahre hinter einer Zwischendecke eines Supermarktes verborgen lag, wiederentdeckt worden. Der Festsaal, der ursprünglich 1900 erbaut wurde und später als Stummfilmkino diente, hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich.

Der Unternehmer Hamid Djadda erwarb das Gebäude im Jahr 2013 und war von Anfang an daran interessiert, den verborgenen Raum über dem Billigmarkt zu erkunden. Nach elf Jahren der Unsichtbarkeit erhielt er am 14. März 2024 die Möglichkeit, die Zwischendecke zu entfernen, als der Mietvertrag mit der Supermarktkette auslief. Diese Entscheidung sollte sich als bahnbrechend erweisen, denn sie ermöglichte den ersten vollständigen Blick auf den vergessenen Festsaal.

Bei der Entdeckung des Festsaals kamen beeindruckende architektonische Details ans Licht. Djadda entdeckte Stuckverzierungen, große Säulen und eine noch intakte Balustrade, die in einem bemerkenswert guten Zustand waren. Sogar eine geheimnisvolle Treppe hinter einer Wand wurde gefunden, die den Zugang zu einem weiteren Teil des alten Tanzsaals ermöglichte.

Der Festsaal war etwa zehn Jahre nach seiner Eröffnung zum beliebten Tanzort geworden. Zwischen 1906 und dem Ersten Weltkrieg feierten hier viele Menschen ausgelassene Feste. Die Erinnerungen an diese glanzvollen Zeiten schienen jedoch mit der Umwandlung des Festsaals in ein Kino in den 1920er Jahren in Vergessenheit geraten zu sein. Der Saal wurde schließlich in den 1960er Jahren zu einem Supermarkt umgebaut und der historische Bereich wurde in der Folgezeit nicht mehr betreten.

Djadda zeigte sich von der Entdeckung überrascht, da viele in der Nachbarschaft, selbst die langjährigen Mitarbeiter des Supermarktes, keine Ahnung hatten, was sich über ihren Köpfen befand. „Als ich ihnen Fotos des ursprünglichen Festsaals zeigte, waren sie überwältigt“, sagte Djadda. Die Geschichte des Raumes war den meisten unbekannt, und die wenigen, die sie kannten, erinnerten sich hauptsächlich an das Kino.

Die Wiederentdeckung des Festsaals hat auch das Interesse an der Geschichte des Ortes neu belebt. Djadda plant, den Raum umfassend zu restaurieren und wieder zugänglich zu machen. Er sieht es als seine Aufgabe an, die Geschichte und den kulturellen Wert des Festsaals zu bewahren. Die Sanierungsarbeiten werden darauf abzielen, die ursprüngliche Pracht des Saales wiederherzustellen und gleichzeitig moderne Nutzungsmöglichkeiten zu integrieren.

In der unmittelbaren Nachbarschaft des Festsaals gibt es bereits Pläne für eine Umnutzung des Raumes. Die Reaktionen der Anwohner sind gemischt. Während einige sich über die Möglichkeit freuen, dass der Raum wiederbelebt wird, wünschen sich andere eine Nutzung, die ein breiteres Publikum ansprechen könnte, wie ein Café oder Veranstaltungsort.

Die Wiederentdeckung des Festsaals erinnert an die reiche Geschichte Berlins und an die verschiedenen Facetten, die die Stadt im Laufe der Jahrzehnte geprägt haben. Mit der Rückkehr des Saales in das öffentliche Bewusstsein wird auch die Frage aufgeworfen, wie viele weitere versteckte Schätze in der Stadt noch darauf warten, entdeckt zu werden.

Die aktuellen Pläne zur Sanierung und weiteren Nutzung des Festsaals werden künftig von verschiedenen Akteuren begleitet. Dabei wird das Ziel verfolgt, die historische Bedeutung des Raumes zu unterstreichen und ihn gleichzeitig für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Festsaal könnte somit ein neuer kultureller Anziehungspunkt in Berlin-Tegel werden, der die Geschichte der Stadt neu interpretiert und erlebbar macht.

Insgesamt stellt die Entdeckung des Festsaals nicht nur einen Verlust an historischer Substanz dar, sondern auch eine Chance, das kulturelle Erbe Berlins zu bewahren und in die Zukunft zu tragen. Die Planungen für die Zukunft des Festsaals sind derzeit in vollem Gange, und es bleibt abzuwarten, welche neuen Geschichten und Erinnerungen an diesem historischen Ort geschrieben werden können.

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 in Kategorie: 
Kultur

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