Vor 40 Jahren: Die Sprengung der Versöhnungskirche an der Berliner Mauer

Am 22. Januar 1985 ließ die DDR-Regierung die Versöhnungskirche an der Bernauer Straße in Berlin sprengen. Die Kirche, die sich im Todesstreifen zwischen Ost- und West-Berlin befand, war seit dem Mauerbau 1961 für die Gemeinde nicht mehr zugänglich gewesen. 40 Jahre nach der Sprengung wird nun mit Gedenkveranstaltungen an dieses einschneidende Ereignis erinnert.

Die Geschichte der Versöhnungskirche

Wie der rbb berichtet, wurde die Versöhnungskirche 1894 eingeweiht und war lange Zeit ein wichtiger Anlaufpunkt für die Gemeinde. Ende der 1920er Jahre zählte sie etwa 20.000 Mitglieder. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 änderte sich die Situation dramatisch: Die Kirche stand nun im Sperrgebiet und konnte von der Gemeinde nicht mehr genutzt werden. Wie Jörg Hildebrandt, Sohn des damaligen Pfarrers, im Interview mit dem rbb erzählt, wurde die Kirche am 21. August 1961 zugemauert. Der letzte Gottesdienst fand am 25. oder 26. Oktober 1961 statt.

In den folgenden Jahren verfiel das Gebäude zusehends. Laut Hildebrandt nutzten die DDR-Grenzsoldaten die Kirche als Urinal, die Sakristei wurde zum Hundezwinger und der Turm diente als Gefechtsstand. Schließlich ordnete die DDR-Führung die Sprengung an, um ein freies Sicht- und Schussfeld für die Grenztruppen zu schaffen.

Die Sprengung und ihre Folgen

Wie das Brunnenmagazin berichtet, erfolgte die Zerstörung der Kirche in zwei Schritten: Am 22. Januar 1985 wurde zunächst das Kirchenschiff gesprengt, sechs Tage später, am 28. Januar, folgte der Kirchturm. Jörg Hildebrandt und seine Frau Regine beobachteten die Sprengung aus der Ferne. "Für Regine war es ein ganz schlimmer, wirklich emotionaler Schock. Das machte ihr lange zu schaffen. Das war ja ihre Kirche. Sie ist dort getauft und eingesegnet worden", erinnert sich Hildebrandt im rbb-Interview.

Die offizielle Begründung für den Abriss lautete laut Hildebrandt: "Anwendung des Maßnahmenplans zur Durchführung von baulichen Aufgaben für die Erhöhung von Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit an der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik, Hauptstadt der DDR".

Erinnerung und Gedenken

Nach dem Fall der Mauer erhielt die Versöhnungsgemeinde das Grundstück an der Bernauer Straße zurück. Wie die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz mitteilt, wurde im Jahr 2000 auf den Fundamenten der gesprengten Kirche die "Kapelle der Versöhnung" errichtet, die heute Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer ist.

Zum 40. Jahrestag der Sprengung finden verschiedene Gedenkveranstaltungen statt. Laut Brunnenmagazin wird am Sonntag, dem 26. Januar, ein Gottesdienst in der Kapelle der Versöhnung abgehalten. Anschließend lädt die Stiftung Berliner Mauer zu Gesprächen und einer Fotoausstellung ein.

Die Geschichte der Versöhnungskirche steht exemplarisch für die Auswirkungen der deutschen Teilung auf das Leben der Menschen in Berlin. Wie Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, gegenüber der Süddeutschen Zeitung betont, verdeutlicht die Geschichte der Kirche die Brisanz der Teilung und zeugt von der Willkür der DDR-Staatsführung.

Das Gedenken an die Sprengung der Versöhnungskirche erinnert nicht nur an ein zerstörtes Gebäude, sondern auch an die tiefen Einschnitte, die die Teilung Berlins im Leben vieler Menschen hinterlassen hat. Die Kapelle der Versöhnung und die Gedenkveranstaltungen tragen dazu bei, diese Geschichte lebendig zu halten und mahnen zugleich zur Versöhnung und Überwindung von Grenzen.

Quellen:

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/01/interview-joerg-hildebrandt-versoehnungskirche-berlin-mitte-ackerstrasse-mauer.html

https://brunnenmagazin.de/sprengung-versoehungskirche-1985/

https://www.ekbo.de/news-detail/gedenken-an-sprengung-der-berliner-versoehnungskirche

https://www.sueddeutsche.de/wissen/berlin-erinnerung-an-versoehnungskirche-sprengung-vor-35-jahren-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200117-99-509584

Veröffentlich am 
22/1/2025
 in Kategorie: 
Kultur

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