Berlin, einst ein Magnet für junge Talente und Kreative, verliert im Vergleich der Gehälter deutscher Städte an Attraktivität. Während das durchschnittliche Bruttojahresgehalt in der Hauptstadt bei 47.161 Euro liegt, verdienen Arbeitnehmer:innen in anderen deutschen Metropolen deutlich mehr. Der „Kununu Gehaltscheck 2025“, der auf der Analyse von über 830.000 Gehaltsdaten basiert, platziert Berlin lediglich auf Rang 19 im Städtevergleich. Spitzenreiter ist München mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von 58.540 Euro, gefolgt von Frankfurt am Main (58.285 Euro) und Stuttgart (56.986 Euro).

Die Hauptstadt liegt damit deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 50.239 Euro. Diese Gehaltsdifferenz führt zu zunehmender Unzufriedenheit unter den Berliner Beschäftigten. Laut der Kununu-Auswertung sind nur 58 Prozent der Berliner:innen mit ihrem Gehalt zufrieden – ein Wert unter dem Bundesdurchschnitt.

Ein Hauptgrund für die angespannte finanzielle Lage in Berlin sind die hohen Lebenshaltungskosten, vor allem die Mieten. Nach München hat Berlin die zweithöchsten Mietpreise in Deutschland. Eine Einzimmerwohnung innerhalb des S-Bahn-Rings kostet durchschnittlich 1.265,31 Euro pro Monat – ohne Nebenkosten. Dies belastet die Berliner Haushalte stark und führt dazu, dass nach Abzug aller Kosten deutlich weniger Geld übrig bleibt als in anderen deutschen Städten.

Weitere Kostenfaktoren wie der öffentliche Nahverkehr (3,80 Euro pro Einzelfahrt im AB-Bereich) oder ein einfaches Abendessen im Restaurant (14 Euro) sind zwar relativ stabil geblieben, können die Belastung durch die hohen Mieten jedoch nicht ausgleichen.

Auch im europäischen Vergleich schneidet Berlin im mittleren Gehaltssegment nicht besonders gut ab. Wie Euronews Business am 12. September 2024 berichtete, liegt das Bruttojahresgehalt für Angestellte im mittleren Berufsleben in Berlin zwischen 40.000 und 60.000 Euro. In anderen europäischen Hauptstädten wie London, Paris oder Dublin werden in vergleichbaren Positionen häufig höhere Gehälter gezahlt.

Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung vom 13. April 2022 hebt die Bedeutung der staatlichen Umverteilung durch Steuern, Sozialabgaben und Transferleistungen hervor, um regionale Einkommensunterschiede in Deutschland zu verringern. Die Studie analysiert die Einkommenssituation in allen 401 deutschen Kreisen und kreisfreien Städten und zeigt, dass das staatliche System einen wesentlichen Beitrag zur Angleichung der Einkommen leistet.

Eine weitere Analyse, die Business Insider am 24. Januar 2024 veröffentlichte, untersuchte Gehaltsdaten von Stepstone und kam zu dem Ergebnis, dass Hamburg und Hessen im Bundesländervergleich die höchsten Durchschnittsgehälter haben. Berlin erscheint in den oberen Rängen dieser Untersuchung nicht.

Die Berliner Morgenpost berichtete am 8. Januar 2025 über die Entwicklung der Durchschnittsgehälter in Berlin und bestätigte den rückläufigen Trend im Städtevergleich. Der Artikel betont die hohen Mietpreise als Hauptbelastung für die Berliner Haushalte.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Gehaltssituation in Berlin zukünftig entwickelt. Die hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere die Mieten, stellen eine große Herausforderung für die Berliner:innen dar und könnten dazu führen, dass Fachkräfte in Städte mit attraktiveren Gehaltsaussichten abwandern.

Quellen:

    - Kununu Gehaltscheck 2025 - Euronews Business (12. September 2024): Was gilt im Vergleich zu europäischen Hauptstädten als gutes Gehalt? - WSI-Studie (13. April 2022): Einkommen: Neue Studie liefert Daten zu allen Stadt- und Landkreisen, analysiert Umverteilung und regionale Preisniveaus - Business Insider (24. Januar 2024): In diesen Bundesländern und deutschen Städten bekommt ihr die höchsten Gehälter, laut einer Analyse von Stepstone - Berliner Morgenpost (8. Januar 2025): Berliner Durchschnittsgehalt verliert im Städtevergleich - Berliner Zeitung (29.07.2015): 3390 Euro verdient ein Berliner im Schnitt - viel oder wenig?
Veröffentlich am 
8/1/2025
 in Kategorie: 
Wirtschaft

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