Denkmalschutz und Berliner Gefängnisse: Ein Spannungsfeld
Berlins Gefängnislandschaft ist geprägt von historischen Gebäuden, die teils aus dem 19. Jahrhundert stammen. Wie die Morgenpost berichtet, stellt der Denkmalschutz bei diesen Justizvollzugsanstalten (JVA) eine besondere Herausforderung für einen zeitgemäßen Strafvollzug dar. Die JVA Tegel, eröffnet 1898, ist ein Beispiel für diese historischen Gefängnisbauten, die im Laufe der Zeit immer wieder erweitert wurden.
Die JVA Plötzensee, ehemals das größte Gefängnis Deutschlands, steht ebenfalls unter Denkmalschutz, wie auf berlin.de erläutert wird. Erbaut zwischen 1868 und 1879, war die Anlage mit ihrer Rohziegelbauweise und lockeren Bebauung einst eine der modernsten Haftanstalten Europas. Die Geschichte des Ortes ist komplex: Während des Nationalsozialismus diente Plötzensee als Zuchthaus, in dem tausende Menschen hingerichtet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gefängnis zunächst als Jugendstrafanstalt und später als Einrichtung des offenen Vollzugs genutzt. Heute existieren auf dem Gelände sowohl die Gedenkstätte Plötzensee als auch die 1980 bis 1987 erbaute Jugendstrafanstalt Berlin.
Die Bedeutung historischer Gefängnisbauten für die Gesellschaft wird auch von Monumente Online diskutiert. Der Artikel beleuchtet die Umnutzung ehemaliger Gefängnisse und nennt als Beispiel die Haftanstalt Rummelsburg, die in ein Wohngebiet umgewandelt wurde. Die Herausforderung besteht darin, die Geschichte dieser Orte aufzuarbeiten und gleichzeitig eine sinnvolle Nachnutzung zu ermöglichen. Wie Monumente Online weiter ausführt, waren die Gefängnisreformen des 19. Jahrhunderts von humanistischen Idealen geprägt und führten zu Verbesserungen der Haftbedingungen. Die Einzelzellenhaft, wie sie im Eastern State Penitentiary in Pennsylvania praktiziert wurde, galt als wegweisend. Auch in Preußen wurden daraufhin neue Zellengefängnisse gebaut, oft im Stil englischer Schlösser.
Die JVA Moabit, ein weiteres Beispiel für ein historisches Berliner Gefängnis, steht ebenfalls unter Denkmalschutz, wie Wikipedia erläutert. Errichtet zwischen 1877 und 1881, diente die Anstalt ursprünglich als Untersuchungsgefängnis. Die panoptische Bauweise ermöglichte eine optimale Überwachung der Häftlinge. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Kopfbau des Gebäudes zerstört und später wieder aufgebaut. Die JVA Moabit ist bis heute in Betrieb und beherbergt Untersuchungshäftlinge.
Eine Antwort auf eine Schriftliche Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus (Dokument 18/20027) gibt Aufschluss über den Umgang mit denkmalgeschützten Gefängnisgebäuden. In der Antwort wird die JVA Tegel explizit erwähnt und die Auflagen für den Abriss der Teilanstalt I detailliert beschrieben. Dazu gehörten unter anderem eine restauratorische Dokumentation und die Abstimmung der Fassadengestaltung des Neubaus mit der Denkmalschutzbehörde. Auch die Erstellung von Denkmalpflegeplänen für verschiedene JVAs, darunter Tegel, Plötzensee und Moabit, wird in der Antwort thematisiert.
Die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude im Justizvollzug kann aufwendig und kostspielig sein. Wie eine Pressemitteilung der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH zeigt, wurde die Gefängniskirche in der JVA Tegel aufwändig restauriert. Dabei wurden unter anderem Wandmalereien aus dem Jahr 1904 freigelegt, die jahrzehntelang hinter Farbe verborgen waren. Die Sanierungskosten lagen im mittleren sechsstelligen Bereich.
Quellen:
- https://www.morgenpost.de/berlin/article408466776/wie-der-denkmalschutz-in-gefaengnissen-stoert.html
- https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/bauwerke/artikel.273815.php
- https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2016/1/historische-gefaengnisbauten.php
- https://de.wikipedia.org/wiki/Justizvollzugsanstalt_Moabit
- https://www.berlin.de/justizvollzug/_assets/schriftliche-anfragen/2019/s_1820027-gebaeude-der-berliner-justizvollzugsanstalten-insb-jva-tegel.pdf
- https://www.bim-berlin.de/presse/pressemitteilungen/details/sanierung-der-gefaengniskirche-in-der-jva-tegel-abgeschlossen-ueberraschungen-inklusive