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Bestattungen in Berlin: So umweltschädlich sind Krematorien

In den letzten Jahren gewinnt das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung, auch im Bereich der Bestattungen. Besonders in Großstädten wie Berlin stellen sich viele Menschen die Frage, welche Bestattungsform die umweltfreundlichste ist. Während Feuerbestattungen in Deutschland immer beliebter werden, bleibt die Umweltbilanz dieser Methode oft hinter den Erwartungen zurück. Laut aktuellen Berichten, darunter Informationen von Der Standard, produzieren Krematorien in Deutschland jährlich bis zu 300.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2), was einer Emission entspricht, die etwa 33.000 Menschen jährlich erzeugen. Diese Zahlen verdeutlichen, wie klimaschädlich die Einäscherung von Verstorbenen tatsächlich ist.

Die Klimabilanz von Krematorien

Die Einäscherung von Leichnamen geschieht in speziellen Öfen, die auf Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius erhitzt werden. Für diesen energieintensiven Prozess werden häufig fossile Brennstoffe verwendet, was nicht nur zu hohen CO2-Emissionen führt, sondern auch toxische Schadstoffe wie Dioxine und Furane freisetzt. Diese Schadstoffe können in großen Mengen krebserregend sein. Zudem wird Quecksilber freigesetzt, insbesondere wenn Verstorbene Zahnfüllungen oder andere quecksilberhaltige Materialien hatten. Krematorien sind gesetzlich verpflichtet, Grenzwerte für diese Emissionen einzuhalten, doch viele Experten, darunter Bestattungsunternehmer wie Thomas Engmann, argumentieren, dass diese Grenzwerte veraltet sind und nicht ausreichen, um die Umwelt zu schützen.

Nachhaltige Alternativen zur Feuerbestattung

In der Bestattungsbranche gibt es jedoch einen wachsenden Trend hin zu nachhaltigeren Praktiken. Bestatter in Berlin und anderen deutschen Städten bieten mittlerweile umweltfreundliche Bestattungsalternativen an. Dazu gehören Särge aus biologisch abbaubaren Materialien wie Pappe und Pilzgeflecht sowie die Verwendung von Totenhemden aus Biobaumwolle. Darüber hinaus wird der erste klimaneutrale Friedhof in Hamburg bereits betrieben, was einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Bestattungen darstellt.

Die Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Feuerbestattungsanlagen geht noch einen Schritt weiter und verfolgt ein Konzept der Wiederverwertung. Materialien, die in künstlichen Gelenken vorkommen, werden dem Wertstoffkreislauf zugeführt, und die Erlöse aus dieser Wiederverwertung fließen in gemeinnützige Organisationen.

Technologische Innovationen in Krematorien

Unternehmer wie Thomas Engmann aus Traunstein haben es sich zur Aufgabe gemacht, Krematorien klimafreundlicher zu gestalten. Sein Unternehmen plant, bis 2023 klimaneutral zu werden. Engmann setzt auf Biomethan und regenerativen Strom sowie auf innovative Technologien wie Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher, um den Energieverbrauch zu senken. Die bei der Kremation erzeugte Abwärme wird zur Beheizung der Gebäude genutzt, was die Gesamtenergieeffizienz des Betriebs verbessert.

Die gesellschaftliche Wahrnehmung

Die Nachfrage nach umweltbewussten Bestattungsformen nimmt stetig zu. Laut einer Umfrage wünschen sich immer mehr Menschen eine Kremierung. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Einäscherung gilt als platzsparender und oft auch als kostengünstiger. Dennoch wird der Umweltschutz bei der Wahl der Bestattungsform immer wichtiger, und viele Angehörige sind bereit, für nachhaltige Alternativen mehr zu bezahlen.

Kritik an der herkömmlichen Bestattung

Die Diskussion um die umweltschädlichen Aspekte von Krematorien wirft auch Fragen zur traditionellen Erdbestattung auf. Während diese Methode in der Vergangenheit als die umweltfreundlichere Option galt, müssen auch hier die Faktoren wie die Entfernung zum Friedhof und die Materialien für Sarg und Grabstein berücksichtigt werden. In vielen Fällen wird der ökologische Fußabdruck einer Erdbestattung durch die Maschinen, die für die Graböffnung benötigt werden, und die transportbedingten Emissionen nicht unerheblich erhöht.

Innovative Bestattungsmethoden

In der Bestattungsbranche entwickeln sich ständig neue Alternativen. Eine besonders innovative Methode ist die sogenannte Reerdigung, bei der der Leichnam in einer speziellen Anlage kompostiert wird. Diese Methode erfordert keine fossilen Brennstoffe und nutzt natürliche Prozesse, um den Körper in Erde zu verwandeln. Dieses Konzept hat in Schleswig-Holstein bereits erste Schritte in Richtung Legalisierung unternommen, während es in anderen Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen noch verboten ist.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass Krematorien in Berlin und Deutschland insgesamt einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt haben. Angesichts der steigenden Nachfrage nach nachhaltigeren Bestattungsformen ist es entscheidend, dass die Branche sich weiterentwickelt und innovative Lösungen findet, um den ökologischen Fußabdruck der Bestattung zu minimieren. Die Wahrnehmung und das Verhalten der Verbraucher spielen dabei eine zentrale Rolle, um den Übergang zu umweltfreundlicheren Praktiken voranzutreiben.

Quellen: Der Standard, dpa, taz.

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Kultur

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