<

Marzahn-Hellersdorf: Spaziergang beleuchtet Einfluss von Frauen auf die Architektur

Im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf steht die Rolle von Frauen in der Architektur und Stadtplanung im Fokus eines geplanten feministischen Spaziergangs. Dieser wird von der Fraktion B’90/Grüne Berlin organisiert und findet am 12. Oktober statt. Die Veranstaltung, geleitet von Claudia von Gélieu, verspricht, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in die Geschichte und die bedeutenden Beiträge von Frauen in der Region zu geben.

Historischer Kontext von Marzahn-Hellersdorf

Marzahn-Hellersdorf ist ein Bezirk mit einer reichen Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Der Name Marzahn leitet sich vom slawischen Wort „marcana“ ab, was „Sumpf“ bedeutet, und verweist auf die geographischen Gegebenheiten der Region, insbesondere die Nähe zur Wuhle, die oft zu Überschwemmungen neigte. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Gebiet gewandelt, und insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte es einen massiven Wandel durch den Einfluss der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).

Nach dem VIII. Parteitag der SED im Jahr 1971 wurde beschlossen, die Wohnungsfrage in Ostberlin bis 1990 zu lösen. Dies führte zum Bau der Großwohnsiedlung Marzahn, die in den 1970er und 1980er Jahren entstand. Diese Plattenbauten sind charakteristisch für die Architektur dieser Zeit und spiegeln die sozialistischen Ideale wider. Der Architekt Heinz Graffunder war maßgeblich an der Planung beteiligt und schuf funktionale, aber oft monoton wirkende Wohnanlagen, die das Stadtbild prägten.

Frauen in der Architektur und Stadtplanung

Trotz der dominierenden Rolle von Männern in der Architekturgeschichte bleibt der Beitrag von Frauen häufig unterrepräsentiert. Der geplante Spaziergang zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen und die Geschichten von Frauen zu beleuchten, die in Marzahn-Hellersdorf lebten und arbeiteten. Dabei wird auf verschiedene Aspekte des dörflichen Frauenlebens eingegangen, einschließlich der Rolle von Gutsbesitzerinnen, Bäuerinnen und Landarbeiterinnen.

Ein zentrales Thema wird die Betrachtung der Stadtplanung aus einer feministischen Perspektive sein. Oftmals wurden die Bedürfnisse von Frauen in der Stadtentwicklung vernachlässigt, was sich negativ auf die Lebensqualität und die soziale Infrastruktur auswirkte. Der Spaziergang wird auch auf die Veränderungen in der Frauenbewegung in der Region von der DDR bis zur Gegenwart eingehen und aufzeigen, wie die Geschichte der Frauen in der Stadtplanung und Architektur oft übersehen wurde.

Aktuelle Bedeutung und Ausblick

Marzahn-Hellersdorf hat heute eine vielfältige Bevölkerung und ist ein wichtiger Teil von Berlin. Der Bezirk ist nicht nur für seine Plattenbauten bekannt, sondern auch für zahlreiche kulturelle und soziale Einrichtungen, die zur Lebensqualität der Bewohner beitragen. Die „Gärten der Welt“ im Erholungspark Marzahn sind ein Beispiel für die Bemühungen, die Umgebung zu verschönern und die Lebensqualität zu erhöhen. Diese Gärten wurden 1987 eröffnet und sollten eine Oase der Erholung schaffen.

Die Diskussion um die Rolle von Frauen in der Architektur und Stadtplanung ist aktueller denn je. Die Gleichstellung der Geschlechter in diesen Bereichen bleibt ein wichtiges Thema, das sowohl in der gesellschaftlichen als auch in der politischen Diskussion zunehmend Beachtung findet. Der Spaziergang am 12. Oktober ist eine Gelegenheit, diese Themen aufzugreifen und das Bewusstsein für die Vielfalt der Perspektiven in der Stadtentwicklung zu schärfen.

Veranstaltungsdetails

Der Spaziergang beginnt am Eastgate an der Marzahner Promenade und wird voraussichtlich zwei Stunden dauern. Die Teilnahme ist kostenfrei, jedoch wird um Anmeldung gebeten. Geplant ist eine entspannte und informative Tour, die sowohl historische als auch aktuelle Aspekte beleuchtet.

Mit diesem Spaziergang wird ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Frauen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf geleistet. Es ist eine Chance, die Stimmen von Frauen zu hören, die oft im Schatten der männlichen Geschichte stehen, und deren Einfluss auf die Architektur und Stadtplanung zu würdigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Marzahn-Hellersdorf nicht nur ein Ort mit einer interessanten Geschichte ist, sondern auch ein Raum, in dem die Rolle von Frauen in der Architektur und Stadtplanung neu bewertet werden kann. Der bevorstehende Spaziergang ist ein Schritt in diese Richtung und lädt alle Interessierten ein, Teil dieses wichtigen Dialogs zu werden.

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Kultur

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen