Wohnungsnot in Berlin: Sozialer Sprengstoff?
Die Wohnungsknappheit in Berlin ist ein anhaltendes Problem, das die Stadtgesellschaft zunehmend belastet. Wie die Morgenpost berichtet, warnt eine Studie vor der Gefahr „sozialen Sprengstoffs“ durch den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Der Berliner Senat baut demnach deutlich zu wenig Sozialwohnungen für den steigenden Bedarf, wobei insbesondere die Babyboomer-Generation betroffen ist.
Die Ursachen für die angespannte Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt sind vielfältig. Wie eine Studie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) aus dem Jahr 2019 aufzeigt, ist Verdrängung ein erhebliches Problem, insbesondere in den Innenstadtbezirken. Über 20 Prozent der Umzüge in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg sind der Studie zufolge verdrängungsbedingt. Mieterhöhungen, oft im Zuge von baulichen Aufwertungen, sind die häufigste Ursache. Besonders betroffen sind Menschen mit niedrigem Einkommen, niedrigem Bildungsabschluss, Alleinerziehende und Personen im Alter zwischen 40 und 65 Jahren. Wie die HU-Studie weiter ausführt, verdrängen private Kleinanbieter und privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen am häufigsten.
Die Folgen der Verdrängung sind gravierend. Betroffene müssen oft deutlich höhere Mieten zahlen und sind im Zuge des Umzugs hohen Belastungen ausgesetzt. Zwar gelingt es den meisten, innerhalb oder angrenzend an die Innenstadt eine neue Wohnung zu finden, doch die Mietbelastungsquote steigt in der Regel deutlich an. Auch eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) aus dem Jahr 2014 bestätigt die starken Mietsteigerungen in Berlin, insbesondere in den Innenstadtbezirken.
Die soziale Dimension der Wohnungsnot wird auch in einer Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung thematisiert. Die Studie untersucht die möglichen Auswirkungen der Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne in Berlin und kommt zu dem Schluss, dass diese für Mieter und Wohnungssuchende von Vorteil sein könnte. Durch eine Senkung der Mieten und eine verbesserte Wohnungsverwaltung könnte die soziale Lage vieler Berliner Haushalte verbessert werden. Die Studie betont jedoch, dass der Erfolg einer solchen Maßnahme von verschiedenen Faktoren abhängt, darunter die Höhe der Entschädigung für die Wohnungskonzerne und die Art der Verwaltung der vergesellschafteten Wohnungen.
Die Wohnungsnot in Berlin ist somit ein komplexes Problem mit weitreichenden sozialen Folgen. Die bestehenden Studien belegen den dringenden Handlungsbedarf für die Politik, um dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum entgegenzuwirken und die Gefahr sozialer Spannungen zu entschärfen.
Quellen:
https://www.morgenpost.de/berlin/article408230339/wohnungsnot-studie-warnt-vor-sozialem-sprengstoff.html
https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/archiv/april-2019/nr-1944-1
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/21681376.2014.981577
https://www.rosalux.de/en/publication/id/49950