Unsicherheiten im Umgang mit bettelnden Menschen sind weit verbreitet. Der Deutsche Knigge-Rat empfiehlt laut einer dpa-Meldung vom 07.01.2025 einen freundlichen und respektvollen Umgang. Die Hintergründe für das Betteln sind komplex und reichen von persönlichen Schicksalsschlägen und mangelnder sozialer Unterstützung bis hin zu psychischen Erkrankungen.
Der Knigge-Rat appelliert, Ängste und Unsicherheiten zu überwinden und sich bewusst zu machen, dass jeder bettelnde Mensch einst ein normales Leben führte. „Niemand wurde obdachlos geboren, sondern hat Schicksalsschläge erlebt, die ihm den Halt genommen haben“, so der Rat.
Die Entscheidung, ob man Geld gibt oder nicht, ist persönlich. Es gibt keine moralische Verpflichtung dazu. Sollte man sich für eine Gabe entscheiden, empfiehlt die dpa-Meldung, dies respektvoll und freundlich zu tun. Der Knigge-Rat rät davon ab, Geld "von oben herab" in den Becher zu werfen. Stattdessen sollte man es behutsam hineinlegen und der Person freundlich in die Augen sehen.
Sachspenden wie Lebensmittel, Hygieneartikel oder warme Kleidung können oft hilfreicher sein als Geld. Der Knigge-Rat empfiehlt, die bettelnde Person direkt nach ihren Bedürfnissen zu fragen, zum Beispiel: „Was kann ich Ihnen bringen? Brauchen Sie vielleicht neue Socken? Welche Größe tragen Sie?“
Kann oder möchte man kein Geld geben, sollte man die Person nicht ignorieren, sondern freundlich ablehnen, beispielsweise mit: „Nein, tut mir leid, ich habe nichts dabei.“ Auch eine freundliche Absage signalisiert Wertschätzung und Anerkennung.
Besonders in den kalten Wintermonaten ist es wichtig, auf bettelnde und obdachlose Menschen zu achten. Der Knigge-Rat empfiehlt, beispielsweise eine Decke oder ein warmes Getränk anzubieten. Sollte man bei Minusgraden jemanden im Freien schlafen sehen, sollten Hilfsorganisationen, die Obdachlose an ihren Schlafplätzen versorgen, kontaktiert werden. Bei einem unguten Gefühl oder wenn die Person nicht reagiert, sollte der Notruf gewählt werden.
Auch die Caritas gibt, wie stern.de berichtet, Hinweise zum Umgang mit bettelnden Menschen und thematisiert die Frage nach Geldspenden. Sie betont, dass viele Obdachlose suchtkrank sind und Alkohol zum Überleben benötigen. Ein kalter Entzug auf der Straße kann, so paradox es auch erscheinen mag, lebensgefährlich sein.
Sachspenden sollten laut Caritas nur nach Absprache mit der bettelnden Person erfolgen, da diese möglicherweise bereits versorgt ist und die Spende im Müll landen könnte. Ein Gespräch über die tatsächlichen Bedürfnisse, verbunden mit Spendenbereitschaft, zeigt Menschlichkeit.
Die Caritas weist darauf hin, dass die Begegnung mit Bettlern oft unangenehm ist, weil sie uns mit der Realität von Armut und sozialem Abstieg in Deutschland konfrontiert. Häufig führen mehrere Schicksalsschläge, wie Jobverlust, Überschuldung oder Trennung, zur Obdachlosigkeit.
Die Caritas bestätigt den objektiven Anstieg der bettelnden Menschen. Gründe hierfür sind unter anderem die 2014 erfolgte Aufhebung der Arbeitsbeschränkungen für Menschen aus südosteuropäischen EU-Ländern und die zunehmende Armut in diesen Ländern. Viele Menschen suchen in Deutschland Arbeit und ein Auskommen.
Die Caritas betont, dass niemand grundlos auf der Straße lebt. Es gibt immer Gründe für Betteln und Obdachlosigkeit, auch wenn diese von außen nicht immer ersichtlich sind. Das Leben eines Bettlers ist hart, viele sind krank und werden beschimpft.
Auch in Deutschland ist es möglich, trotz Arbeit unter der Armutsgrenze zu leben. Niedriglöhne und die Teilzeitfalle sind nur zwei Beispiele. Die Caritas kritisiert Vorurteile gegenüber Arbeitslosen und unterstreicht die politische und solidarische Verantwortung für die Betroffenen.
Die Caritas stellt klar, dass Menschen aus Südosteuropa betteln, weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit finden und auf das Betteln als Einkommen für ihre Familien angewiesen sind. Die Gleichsetzung von „organisiert“ mit „kriminell“ sei nicht gerechtfertigt.
Quellen:
- dpa (07.01.2025)
- stern.de
- https://www.sueddeutsche.de/gesellschaft/betteln-tipps-winter-1.5751367